Ballettfilm-Boom: Schweiß und Schwerelosigkeit
Berlin (dpa) - Die Schwerelosigkeit hat einen hohen Preis. Daran hat sich seit dem legendären Ballettfilm „Die Roten Schuhe“ aus dem Jahr 1948 nichts geändert.
Ob es die Faszination für die Kunst auf der Fußspitze oder der neugierige Blick auf das Drama hinter der Bühne ist - ganz unterschiedliche Kinofilme haben die Lust am Ballettfilm wiedererweckt - das Genre boomt.
Den extremsten und aufregendsten Weg gehen der US-Filmemacher Darren Aronofsky und seine Hauptdarstellerin Natalie Portman mit dem erotischen Horrorthriller „Black Swan“, der am Donnerstag in deutschen Kinos startet. Ein Jahr lang hat Portman für die Rolle der Schwanenprinzessin Nina trainiert, hat abgenommen und ihren Körper für die berauschenden Tanzszenen geschunden. Der „Black Swan“ und seine Titelheldin gelten als heiße Oscar-Kandidaten. Portman erhielt für ihre Leistung bereits den Golden Globe.
Wie Victoria Page (gespielt von Moira Shearer) in „Die roten Schuhe“ bringt der Hang zur tänzerischen Perfektion auch die Nina in „Black Swan“ um den Verstand. Liebe und Leben oder die große Karriere? Die Nina-Darstellerin Portman hat diese Frage für sich selbst ganz eindeutig beantwortet: Die schwangere 29-Jährige gab kürzlich ihre Verlobung mit ihrem Tanztrainer Benjamin Millepied bekannt und freut sich auf das erste gemeinsame Kind.
Während in „Black Swan“ die Tutus rauschen, ist Frederick Wisemans seit Ende Dezember in den Kinos laufender Film „La Danse“ weit weg von Glamour und Drama. Der für seine puristischen Dokumentarfilme bekannte US-Regisseur installierte seine Kamera neun Wochen lang mitten im Ensemble des Balletts der Opéra National de Paris.
Ohne zusätzliche Erklärungen lässt er den harten Alltag der Tänzer für sich selbst sprechen: Schweiß und schmerzende Füße, stundenlang die selben Figuren, Schrittfolgen und Hebungen. Erst wenn die Tänzer geschminkt und kostümiert sind und sich der Vorhang im prächtigen Opernhaus hebt, beginnt der federleichte, berückende Zauber des Balletts.
Die emotionale Ausdruckskraft von Pina Bauschs Tanztheater will der deutsche Regisseur Wim Wenders mit seinem 3D-Film „Pina“ (Kinostart 24. Februar) auf die Kinoleinwand zu bringen. Auf der Berlinale wird das Werk über die Kunst der im Sommer 2009 gestorbenen Choreographin und ihrer Wuppertaler Tänzer uraufgeführt. „Tanzt, tanzt. Sonst sind wir verloren“ lautet der Untertitel des Films.
Gezeigt werden Ausschnitte aus noch von Bausch und Wenders gemeinsam ausgesuchten Choreographien wie „Le Sacre du Printemps“, „Café Müller“ und „Kontakthof“, sparsam eingesetzte Bilder und Tondokumente aus ihrem Leben. Hinzu kommen die für die 3D-Kamera getanzten, individuellen Erinnerungen der einzelnen Ensemblemitglieder, wie der Filmverleih ankündigte.
In der Magie des schwerelosen Augenblicks können Kinozuschauer zum Beispiel in Berlin, Dortmund, Leipzig und Mainz schwelgen, wenn sie im Cinestar-Kino bei einer der Live-Übertragungen aus dem Moskauer Bolschoi-Theater dabei sind. Das Bolschoi-Ballett tanzt „Giselle“ (23. Januar), „Don Quichotte“ (6. März) und „Coppelia“ (29. Mai) und verspricht viel Romantik.