Begegnung mit „King Colin The Firth“
Berlin (dpa) - Lächeln, winken, höflich sein - das sind von außen betrachtet vor allem die Aufgaben eines Königs. Wer jedoch Colin Firth heißt, in dem Film „The King's Speech“ die Rolle seines Lebens spielt und als der heißeste Anwärter auf einen Oscar gilt, der kann schon mal ein ähnliches Leben führen.
Im Nobelhotel Adlon, mit Blick auf das Brandenburger Tor, empfing Firth am Mittwoch eine ausgewählte Schar an Journalisten. Standesgemäß an einer langen - an einer sehr langen - Tafel.
In Jeans und dunklem Pulli betritt der 50-Jährige den Raum, lächelt freundlich in die Runde und nimmt auf dem für ihn vorgesehenen Stuhl Platz: am Kopf der Tafel. Einen sehr straffen Zeitplan habe er, bestätigt er gleich zu Beginn in dem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa und anderen Medien. Tatsächlich wirkt der Schauspieler, der mit der Beziehungskomödie „Bridget Jones“ seinen weltweiten Durchbruch schaffte, etwas erschöpft.
Einen Abend vorher erst sei er in der Hauptstadt angekommen, erzählt er. Beantwortet nach dem Frühstück erst einmal eine Journalistenfrage nach der anderen und sollte am Abend bei der Berlinale sein gefeiertes und mit zwölf Oscar-Nominierungen geadeltes Werk „The King's Speech“ vorstellen, das an diesem Donnerstag in den Kinos startet.
Firth spielt darin Prinz Albert, den Sohn des britischen Königs George V.. Eigentlich hatte sich Albert auf ein Leben im Hintergrund eingestellt, doch dann stirbt der Vater und Alberts Bruder, Edward VIII., dankt wegen der Liebe zu einer Bürgerlichen nach kurzer Zeit überraschend ab. Den von Selbstzweifeln und Ängsten gepeinigten späteren König George VI. - Vater der Queen Elizabeth - spielt Firth herausragend.
„Ich habe mich vorher nicht allzu sehr um die royale Familie gekümmert“, gibt der Brite zu. Er habe vorher auch nicht viel über König George VI. gewusst, verrät Firth, während er fast etwas entschuldigend lächelt. „He seems to have been a very shy person“, sagt Firth mit seinem charmanten britischen Akzent. George IV. sei scheinbar eine sehr schüchterne Person gewesen.
Auch da gibt es eine Parallele zwischen König und Firth. Denn wirklich wohl scheint er sich in dieser Rolle, am Kopf einer Tafel sitzend und im Mittelpunkt stehend, nicht zu fühlen. „Ich habe Angst vor Reden in der Öffentlichkeit“, berichtet er. Das ginge zwar sicher vielen Menschen so. „Ich bin mir sicher, dass selbst Politiker Angst davor haben.“ Ihm selbst habe diese Furcht allerdings auch für seinen Filmpart genutzt. „Diese Angst hat mir wahrscheinlich geholfen, mich in die Rolle hineinzufinden.“
Ein Leben wie die Royals - auch Firths Partnerin im Film, Helena Bonham Carter, fühlt sich mittlerweile manchmal daran erinnert, wie sie im Nebenraum erzählt. „An Tagen wie diesen, wenn ich viel reden muss, gibt es auch für uns ein gewisses Korsett. Und dann denke ich mir: "Das ist das Leben der Royals - jeden Tag!"“ Sie habe die Queen schon mehrmals getroffen. „Ich habe sie gefragt, was sie so tut, und da sagte sie "Oh, ich habe gestern 3000 Zahnärzte getroffen". Da habe ich mich gefragt "Was um Himmels willen sagt man zu 3000 von denen?!“
Firth erzählt noch ein bisschen von seinem ersten Auftritt als Schauspieler und von seinem Lampenfieber. Was er für Tricks dagegen habe, will ein Journalist wissen, doch da ist die Fragerunde nach 20 Minuten schon beendet. Firth steht auf, zögert, überlegt - und winkt lächelnd ab. „Ja, die habe ich. Aber ich habe jetzt leider keine Zeit mehr, tut mir leid!“