Berlinale: Starker Wettbewerbsauftakt mit „Hedi“

Berlin (dpa) - Mit dem Liebesdrama „Hedi“ des tunesischen Autors und Regisseurs Mohamed Ben Attia ist der 66. Berlinale ein starker Auftakt gelungen. Als erster Film im Bären-Rennen lief am Freitag Attias einfühlsam erzählte Geschichte um die Emanzipation eines jungen Tunesiers.

Foto: dpa

Mit Hollywoodstar Kirsten Dunst („Spider-Man“, „Melancholia“) in einer der Hauptrollen bot US-Regisseur Jeff Nichols dann mit „Midnight Special“ eine explosive Mischung aus Science Fiction, Horror und Familiendrama. Auf dem Programm stand außerdem der kanadische Psychothriller „Boris sans Béatrice“ von Denis Côté über einen rücksichtslosen Karrieremann und seine depressive Ehefrau.

Jenseits der Kinoleinwand sorgte einen Tag nach der Eröffnungsgala erneut der politisch engagierte US-Schauspieler George Clooney für Aufregung. Er machte seine Ankündigung wahr und traf sich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) - über Flüchtlingspolitik sei gesprochen worden, twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert danach.

Applaus schon in der ersten Pressevorstellung gab es für Attias Spielfilm „Hedi“. Kraftvoll und dabei sensibel verfolgt der emotional packende Film den Versuch des Mittzwanzigers Hedi, zu sich selbst zu finden. Angestoßen wird der Autovertreter dazu durch eine Dienstreise ins Touristenzentrum Mahdia am Mittelmeer. Dort verliebt er sich in eine Frau. Doch zuhause warten seine Verlobte und die Familie. Wird es Hedi gelingen, sich dem Druck der Erwartungen zu entziehen und einen eigenen Weg zu finden?

„Die Suche nach Glück ist doch für uns alle ein entscheidendes Thema, als Einzelne und als Gemeinschaft“, sagte der Regisseur. Wichtig für ihn sind die Parallelen von Hedis Geschichte zur politischen Realität in seiner Heimat. „Genau wie Hedi, entdecken wir uns in Tunesien als Gesellschaft. Bisher wussten wir gar nicht, wer wir sind. Das ändert sich nun nach dem Arabischen Frühling. Wir emanzipieren uns, genau wie Hedi.“

Die scheinbar kleine private Geschichte beeindruckt vor allem dadurch, dass sie sich zu einem großen, vielfarbigen Bild der tunesischen Gesellschaft weitet: So wie Hedi, sucht das ganze Land eine Neuorientierung, mit vielen Momenten der Hoffnung und des Glücks, aber auch der Angst und der Unsicherheit. Es ist das erste Mal seit 20 Jahren, dass ein Film aus Tunesien im Berlinale-Wettbewerb läuft.

In „Midnight Special“ spielt US-Schauspielerin Kirsten Dunst die Mutter eines mit übersinnlichen Kräften ausgestatteten Achtjährigen. Sowohl die Regierung als auch religiöse Fanatiker wollen die geheimnisvollen Fähigkeiten des Kindes für sich nutzen - die Jagd auf die Familie ist eröffnet. Ein Roadmovie mit Horror-Elementen und vielen unaufgelösten Rätseln am Ende.

Insgesamt bewerben sich 18 Filme um den Goldenen und die Silbernen Bären. Im Rennen ist auch die 33-jährige Erfurter Regisseurin Anne Zohra Berrached. Sie zeigt das Abtreibungsdrama „24 Wochen“ mit Julia Jentsch („Sophie Scholl - Die letzten Tage“) und Bjarne Mädel („Mord mit Aussicht“). Mehr als 400 Filme sind bei den elftägigen Filmfestspielen insgesamt zu sehen.