Best Exotic Marigold Hotel: Mit 70 Jahren ans andere Ende der Welt
Britische Edelmimen richten sich in Mumbai als Rentner-WG ein.
Ein Neuanfang — geht das überhaupt? Ist man mit Ende 60 nicht zu alt, um seinen Lebensmittelpunkt ans andere Ende der Welt zu verlagern? Diese Fragen lassen die sieben Frisch-Pensionäre in dem Film „Best Exotic Marigold Hotel“ gelegentlich an ihrer Entscheidung zweifeln, den Trott des oft grauen Londons gegen die farbenfrohe und laute Geschäftigkeit Mumbais einzutauschen.
Evelyn (Judi Dench) will sich mit ihrem Status als trauernder Witwe nicht abfinden. Das Beamten-Paar Douglas (Bill Nighy) und Jean (Penelope Wilton) gibt seiner eingefahrenen Ehe in der Ferne eine letzte Chance. Ex-Richter Graham (Tom Wilkinson) taucht in seine verdrängte Vergangenheit ab, und das von Vorurteilen zerfressene ehemalige Kindermädchen Muriel (Maggie Smith) bekommt in Indien eine neue Hüfte — weil’s dort billiger ist.
Als sie losfliegen, kennen sie sich nicht, aber sie haben ein gemeinsames Ziel: das Best Exotic Marigold Hotel. Im Netz wirkte der Prachtbau paradiesisch. In der Realität liegt das Haus draußen vor der Stadt, ist baufällig und schmutzig. Trotzdem richtet sich die Rentner-Kombo ein und wird eine Art Alten-WG.
Regisseur John Madden („Shakespeare in Love“) setzt bei diesem launigen Episodendrama auf eine exotische Prospekt-Kulisse und die Wirkkraft seiner Edelmimen-Riege. Tatsächlich macht es Spaß, der geballten Briten-Power dabei zuzuschauen, wie sich ihre Figuren auf ungewohntes Terrain vortasten.
Der Banalität der oberflächlichen Erbauungsdramen, die sie erleben, können sie aber nur bedingt entgegenwirken. Aus Problemen werden Chancen, aus Fremden Freunde — und jeder findet seinen Frieden. Irgendwie. Das hat man sicherlich schon intelligenter gesehen — aber auch schon wesentlich schlimmer.