Bond-Darsteller Daniel Craig: „Ich bin diese iPods so leid!“
Düsseldorf. Bond-Darsteller Daniel Craig spricht im Interview über moderne Technik und alte Tugenden, die Queen als Bond-Girl und seinen Einfluss auf die 007-Filme.
Herr Craig, was ist mit 007 los? Er sieht ziemlich fertig aus in Skyfall.
Daniel Craig: Ja, er trinkt, er hat Munitionssplitter in der Schulter, er nimmt Schmerztabletten, und die Frau, die er am meisten respektiert auf der Welt, hat ihn fast sterben lassen. Zu Beginn des Films ist er schlecht drauf.
Ist noch was übrig vom alten 007?, fragt der Bösewicht. Was antworten Sie?
Craig: Regisseur Sam Mendes und ich haben viel darüber diskutiert, was uns an den alten Filmen am besten gefiel. Wir wollten einiges vom alten Stil zurückbringen, ihn aber auch modern erscheinen lassen. Was mir so gut an der Figur gefällt ist, dass er immer, wenn er am Boden liegt, wieder aufsteht. Und wir haben ihn diesmal zu Fall gebracht. Jetzt könnte man etwas Neues mit ihm anfangen.
Sie haben Mendes als Regisseur ins Boot geholt. Ist Ihr Einfluss auf die Produktion inzwischen so groß?
Craig: Ich schlage dauernd etwas vor — ob sie auf mich hören, ist eine andere Frage (lacht). Aber ich war schon von Anfang an in das Projekt Skyfall involviert. Ich versuche, mich in die Arbeit der anderen nicht einzumischen, aber ich spreche über das Drehbuch, über das Design meiner Anzüge, mich interessiert jeder Schritt bis zum fertigen Film.
Bond sperrt sich etwas gegen die neumodischen Dinge, er macht sich über den jungen Computerfreak Q lustig. Schwelgen Sie auch gern in Nostalgie?
Craig: Ich bin zum Beispiel zum Vinyl zurückgekehrt und höre wieder Alben von vorne bis hinten durch. Ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Ich bin diese iPods so leid! Die klingen doch fürchterlich! Wenn man den Ton lauter stellt, verzerrt es sofort. Jetzt höre ich endlich wieder richtig Musik und kann die Lautstärke aufdrehen.
Die Queen steht ja auch eher für das alte England. Sie haben mit ihr im Eröffnungsfilm für die Olympischen Spiele gespielt. Wie lustig war das mit ihr als Bond-Girl?
Craig: Das war fast surreal. Ich habe ja nur einen kleinen Part übernommen. Aber auf den bin ich sehr stolz. Sie war sehr witzig und reizend. In einer Stunde war alles im Kasten, die Queen hat ihren Job sehr gut gemacht. Ehe ich mich versah, fand ich mich mit den Corgis auf dem Flur wieder.
In der US-Comedyshow „Saturday Night Live“ haben Sie kürzlich Ihre witzige Seite gezeigt. Beim Film werden Ihnen immer ernste Rollen angeboten. Würden Sie gerne in Komödien spielen?
Craig: Nein, ich bin nicht so gut darin, Gags zu produzieren. Ich bewundere Komiker. Aber die müssen improvisieren, das kann ich nicht so gut, ich brauche ein Drehbuch. Wenn das gut ist, kann ich auch improvisieren. Wie in Skyfall, da haben wir oft improvisiert.
Haben Sie ein bestimmtes Bondverhalten entwickelt, etwa nicht zu lachen, sondern immer ernst zu schauen?
Craig: An so etwas denke ich gar nicht. Ich spiele, was im Drehbuch steht. Es gibt natürlich einige Regeln zu beachten, zum Beispiel, dass er keine Gefühle zeigt. Das finde ich interessant zu spielen, aber ansonsten ist alles möglich. Ich spiele ihn oft so, dass man lachen muss, aber dann stoppen sie mich.
Sie werden zwei weitere Bondfilme drehen. Fangen Sie sofort an, den nächsten zu entwickeln?
Craig: Es fühlt sich komisch an, jetzt darüber zu reden, weil wir diesen gerade erst fertiggestellt haben. Ich habe einen Vertrag für zwei weitere Filme unterschrieben. Aber wenn der nächste floppt, werde ich bestimmt vor die Tür gesetzt, und jemand Jüngerer und Hübscherer bekommt meinen Platz. So ist das Leben.
Sie haben also keine Angst, dass eines Tages der Anruf kommt: Ihre Bondzeit ist abgelaufen.
Craig: Niemand wird verhindern können, dass das passiert. Ich hoffe nur, dass ich rechtzeitig von selbst gehe, bevor der Anruf kommt. (lacht)