Cool oder nervös? - Filmprominenz feiert bei Lola-Gala

Berlin (dpa) - Nur einer konnte am Freitagabend wahrscheinlich ziemlich entspannt über den roten Teppich gehen: Der deutsche Hollywood-Kameramann Michael Ballhaus war der Einzige, dem die Lola-Trophäe schon sicher war.

Der 76-Jährige („Goodfellas“, „Departed - Unter Feinden“) sollte bei der Filmpreis-Gala in Berlin für sein Lebenswerk geehrt werden. Mit wahlweise Coolness oder leichtem Nervenflattern präsentierten sich dagegen die nominierten Schauspieler, Regisseure, Produzenten, Autoren, Cutter, Kameraleute und Maskenbildner bei der Verleihung des 62. Deutschen Filmpreises.

Am roten Teppich musste dabei niemand frieren - es herrschten fast sommerliche Temperaturen. Fast 2000 geladene Gäste versammelten sich im Friedrichstadt-Palast, um die Besten ihres Fachs zu ehren. Die Lola-Verleihung gilt traditionell als „Familientreffen“ der deutschen Filmbranche. Gekommen waren unter anderem Schauspieler wie Michael „Bully“ Herbig, Jasmin Tabatabai, Michael Gwisdek, Otto Sander, Jörg Schüttauf, Hannelore Elsner, Elmar Wepper, Henry Hübchen und Sibel Kekilli. Auch die Regisseure Tom Tykwer und Volker Schlöndorff standen auf der Gästeliste.

Einige von ihnen nennen bereits eine Lola ihr eigen. Für die anderen war die schlanke Frauengestalt mit einem um den Leib geschlungen Filmband an diesem Abend das Objekt der Begierde. Und nicht nur Ehre ist mit der Auszeichnung verbunden: Die Lola ist mit insgesamt knapp drei Millionen Euro Preisgeldern auch die höchst dotierte Auszeichnung für den deutschen Film.

Zu einem Thema, das zurzeit viele in der Filmbranche umtreibt, äußerte sich bei einem Empfang vor der Gala Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Im Streit um das Urheberrecht sprach sich Merkel für einen „temporären Schulterschluss“ zwischen der Kreativbranche und der Politik aus. „Das Thema muss gelöst werden, aber es ist keine triviale Aufgabe“, sagte Merkel beim traditionellen Filmempfang der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. „Alle Seiten müssen sich ein Stück bewegen.“

Skeptisch äußerte sich die Kanzlerin zu einem möglichen Alleingang in Deutschland. „Das Dilemma dieser Regelung besteht ja auch darin: Man kann sich Zuhause auf das Schönste einigen, aber es gibt so viele Umgehungsmöglichkeiten, dass wir das nur in einer internationalen Diskussion schaffen.“ Die Präsidentin der Deutschen Filmakademie, Iris Berben, forderte eine rasche Lösung. „Ohne Urheberschutz bleibt im Kino das Licht aus. Helfen Sie uns, Frau Bundeskanzlerin, dass es dazu nicht kommt.“

Das Rennen um die Lola-Trophäen war in diesem Jahr besonders knapp. Christian Petzolds DDR-Drama „Barbara“ mit Nina Hoss und Ronald Zehrfeld in den Hauptrollen ging mit acht Nominierungen zwar in bester Position an den Start. Mit je sieben Nominierungen hatten aber zwei weitere Filme beste Lola-Chancen: Andreas Dresens Krebsdrama „Halt auf freier Strecke“ und Roland Emmerichs Shakespeare-Film „Anonymus“.

Um die Goldene Lola für den besten Film bewarben sich außerdem die Tragikomödie „Dreiviertelmond“ mit Elmar Wepper (Regie Christian Zübert), der Endzeit-Thriller „Hell“ (Regie Tim Fehlbaum) und „Kriegerin“ (Regie David Wnendt) über junge Frauen aus der Neonazi-Szene. Als beste Schauspieler waren Ronald Zehrfeld, Steffi Kühnert, Milan Peschel, Sandra Hüller, Alina Levshin und Peter Schneider nominiert.

In 16 Kategorien wollten die 1300 Mitglieder der Deutschen Filmakademie am Abend Auszeichnungen vergeben. Die von den Schauspielern Jessica Schwarz („Das Lied in mir“) und Elyas M'Barek („Türkisch für Anfänger“) moderierte Gala sollte am Freitagabend zeitversetzt ab 21.45 Uhr von der ARD ausgestrahlt werden.