„Das Wochenende“: Frühere RAF-Terrorist trifft alte Freunde
Früherer RAF-Terrorist trifft nach der Haft auf die alten Freunde.
„Du bist Pop“ strahlt Henner (Sylvester Groth) seinen früheren Freund Jens (Sebastian Koch) an und hält ein T-Shirt in die Luft, auf dem ein Fahndungsplakat abgebildet ist. „Terroristen“ steht in großen Lettern darauf, darunter die Gesichter der gesuchten RAF-Mitglieder. Jens ist einer davon und nach 18 Jahren gerade aus dem Knast gekommen.
Seine ältere Schwester Tina (Barbara Auer) hat die Freunde von damals übers Wochenende eingeladen. Während sie sich mit den Verhältnissen arrangiert haben, hält Jens immer noch an den revolutionären Überzeugungen fest. Henner ist ein erfolgreicher Journalist, der ein Buch über die RAF geschrieben hat. Inga (Katja Riemann) war einmal Jens’ Geliebte, bis der sich in den Untergrund verabschiedete und sie mit dem agilen Feinkosthändler Ulrich (Tobias Moretti) ein neues Leben anfing.
In „Das Wochenende“ lässt Regisseurin Nina Grosse im abgeschirmten Raum eines alten Landhauses die ehemaligen Gesinnungsgenossen aufeinander treffen, um die Ansprüche von damals mit der Realität von heute abzugleichen.
Es geht weniger um Politik als um unbewältigte persönliche Konflikte. Jens will herausfinden, wer ihn damals an die Polizei verraten hat, und Inga will wissen, warum der Vater ihres Sohnes jeglichen Kontakt zu ihr im Gefängnis verweigerte. Und genau dieser zornige Sohn (großartig: Robert Gwisdeck) mischt das Generationentreffen gründlich auf.
Nina Grosse kürzt das Personal aus Bernhard Schlinks gleichnamigem Roman zusammen und befreit die Geschichte vom schulmeisterlichen Hang des Autors zu Exemplarischem. Damit wird der politische Gehalt des Stoffes zwar heruntergedimmt, aber das Konfliktpotenzial der Charaktere effektiver ausgeschöpft. „Das Wochenende“ ist ein im besten Sinne solides Kammerspiel über eine Generation, die hohe Ansprüche an sich stellte und deshalb umso tiefer gefallen ist.