Das ZDF mutiert zum ADAC des Fernsehens
Der Skandal um „Deutschlands Beste“ offenbart ein Dilemma der Gebühren-Sender.
Mainz. Das ZDF benötigte eine Woche um herauszufinden, wie weit die Manipulationen und Betrügereien bei seinen beiden Shows „Deutschlands beste Männer“ und „Deutschlands beste Frauen“ gingen. Am Freitag stotterte der gebührenfinanzierte Sender sich dann die Erklärung zusammen, die Erstellung der Ranglisten sei „fehlerhaft“ gewesen.
Das ist eine sehr verharmlosende Beschreibung für das betrügerische Vorgehen, Ranglisten zu manipulieren, damit man erwünschte Prominente ins Studio einladen kann (siehe Info-Box). Während Johannes B. Kerner als Moderator der Pfusch-Show am Freitag zunächst schwieg, teilte der wichtigste ZDF-Journalist bei Twitter kräftig gegen seinen Arbeitgeber aus: „Hier fliegen gerade die Fetzen. ZDF-Ranking-Show DeutschlandsBeste hat manipuliert. Mogelte mich weit vor Klöppel. Idioten! Sorry, Peter!“, twitterte Claus Kleber am Freitag Nachmittag. Und kurz zuvor: „Besten Fälschung total. AB: Schäuble, vdLeyen, Jan Hofer /// AUF: Beckenb., Hannelore Kraft, Steinmeier etc. Unfassbar! Täter: I hate you!“ Den Hass nimmt man dem Moderator des „heute-journal“ mühelos ab.
Der Glaubwürdigkeitsschaden trifft — wie beim ADAC — den ganzen Laden, nicht nur wenige Verantwortliche. Für das ZDF rächt sich nun, dass es wie auch alle ARD-Anstalten sowohl Veranstalter von Unterhaltungssendungen als auch ein journalistisches Medium ist, das am liebsten für sich selbst Reklame macht — und nun die Sprache verliert. Wer soll dem ZDF jetzt glauben, was es über seine eigenen Manipulationen zu berichten gedenkt? ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler erklärte am Freitag, die Manipulationen seien ein grober Verstoß gegen die Programmrichtlinien des ZDF, nicht zu rechtfertigen und schadeten der Glaubwürdigkeit des ZDF: „Ich entschuldige mich bei allen Zuschauerinnen und Zuschauern, bei allen, die an den Abstimmungen teilgenommen haben, wie auch bei den betroffenen Prominenten.“
Das wird — wie beim ADAC — nicht ausreichen. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen braucht endlich mehr Transparenz und Kontrolle.