"Tatort"-Kritik Der "Tatort: Die robuste Roswita" ist eine wahre Gaumenfreude
Der neue Krimi aus Weimar ist grundsolide und sättigend mit der ein oder anderen Überraschung, fast wie ein Soßkloß.
Von der Kloßkönigin zur Hygienebeauftragten an der Raststätte und wieder zurück. Der neue Tatort aus Weimar erzählt ein Märchen aus dem Kloßmilieu, das sich im Laufe des Krimis vom vermeintlichen Eifersuchtsdrama zu einem Rache-Epos von shakespeare`schem Außmaß (inklusive doppeltem Giftmord) wandelt.
Gewohnt kurzweilig frotzeln sich Kriminalhauptkommissarin Kira Dorn (Nora Tschirner) und Kriminalhauptkommissar Lessing (Christian Ulmen) durch den wahnwitzigen Fall um die genetisch veränderte Billigkartoffel "robuste Roswita", den Soßkloß ("Der Kloß mit der Soß") und den (im "Kryo Cool Master") zu Kloßgranulat verarbeiteten Kloßbaron Hassenzahl.
Die Überreste des Geschäftsführers einer traditionsreichen Kloßmanufaktur werden in granulierter Form in einem verunfallten Firmenfahrzeug gefunden. Kurz nachdem die Kommissare die Ermittlungen aufgenommen haben, taucht Hassenzahls totgeglaubte Ehefrau Roswita wieder auf. Angeblich habe sie vor sieben Jahren bei einem tragischen Unfall das Gedächtnis verloren und ihren Lebensunterhalt seither als Toilettenfrau in einer Autobahnraststätte am Hermsdorfer Kreuz bestritten.
Der Tatort ist durchgehend spannend erzählt. Ein bunter Strauß von Verdächtigen verirrt sich immer mehr in ein Netz von Intrigen und gegenseitigen Beschuldigungen. Erst in den letzten Minuten werden die Puzzlestücke zusammengefügt und der Zuschauer sieht das gesamte Bild.
Auf zwei Zeitebenen erfährt der Zuschauer sukzessive die gesamte Geschichte. Auf der einen Seite die stückchenweise zurückkehrende Erinnerung von Roswita Hassenzahl und die Ereignisse der letzten Tage. Unklar bleibt lange, ab wann Roswita sich wieder an ihre Vergangenheit erinnern kann und den Rache-Plan an ihren Peinigern schmiedet. Diese Frage ist dann auch das Kernstück der Ermittlungen.
Der Clue: der Zuschauer kennt die Wahrheit, die Ermittler stehen aber auch nach 90 Minuten noch vor vielen Fragezeichen. Ob die an die filmische Handlung anknüpfenden juristischen Arbeiten diese klären werden, bleibt unklar. Am Ende sind nämlich nahezu alle Widersacher tot. Das neue Tatort-Lieblingsgift E 605 hat sie zunichtegemacht und Motive und vermeintliche Alibis mit ihnen. Die Justiz muss sich mit einem vermeintlich perfekten Verbrechen außeinandersetzen.
"Die robuste Roswita" ist ein kurzweiliger Krimi, der nicht auf den Kopf gefallen ist. Die Weimarer Kriminalisten kommen ohne unnötige Experimente aus. Der Tatort ist grundsolide und sättigend mit der ein oder anderen Überraschung, fast wie ein Soßkloß.