"Tatort"-Kritik Der "Tatort: Die Musik stirbt zuletzt" ist leider nicht gut
Kamera und Inszenierung sind in Dani Levys "One-Shot" Tatort großartig. Alles andere hinkt. Der Krimi aus Luzern ist ein gut gemachter Film, aber kein guter Film.
Ein technisch perfekt gemaltes Bild mit einem langweiligen Motiv bleibt am Ende ein langweiliges Bild. Eine beeindruckende handwerkliche Leistung, mehr nicht. Und ein zerfahrener Film bleibt ein zerfahrener Film, ist er noch so gewitzt produziert. Der Tatort "Die Musik stirbt zuletzt" ist ein solcher Film.
Der Krimi von Dani Levy (Buch und Regie) ist in einer einzigen Einstellung gedreht und kommt ohne Schnitte aus. Leider lässt diese Technik und die hektische Handlung den Zuschauer nur schwer mitkommen. Der Film in Echtzeit lebt von seinem Tempo. Der Zuschauer eilt mit der Kamera durch das KKL (Kultur- und Kongresszentrum Luzern). Durch die Katakomben, den Konzertsaal, vor die Tore und wieder zurück.
Der schwerreiche Unternehmer und Mäzen Walter Loving (Hans Hollmann) veranstaltet hier ein Benefiz-Konzert mit dem argentinischen „Jewish Chamber Orchestra“ (Orchester Jakobsplatz München). Kurz vor der Premiere bekommt die Pianistin Miriam Goldstein (Teresa Harder) anonyme Morddrohungen. Sie plant während des Konzerts ein dunkles Geheimnis der Familie Loving zu enthüllen.
Der Zuschauer wird mit Unmengen an Charakteren überschüttet und verzwickten Vor- und Hintergrundgeschichten, Gerüchten, Vermutungen, Verleumdungen rund um die Familie Loving überschüttet. Keine dieser Informationen kann aber die nötige Tiefe entfalten, die ein packendes Drehbuch benötigen, dafür lässt die One-Shot Einstellung keinen Raum.
Als dann ein Giftanschlag auf den Klarinettisten des Orchesters, Vincent Goldstein (Patrick Elias), erfolgt, treten die Kommissare auf den Plan. Liz Ritschard (Delia Mayer) als Besucherin - ohne Dienstausweis - zufällig vor Ort und auch in die Familienwirrungen der Lovings involviert und Reto Flückiger (Stefan Gubser) in Flip-Flops und kurzen Hosen müssen unter Zeitdruck (der Tatort dauert ja nur 88 Minuten) ermitteln.
Das nervöse Stimmungsbild rund um das Konzert wird mit einer handwerklichen Großleistung eingefangen. Unruhe und Hektik werden perfekt abgebildet. Aber leider ist es nur ein kleiner Teil des sonst sehr mittelmäßigen Films.
Levy hätte sich den Luxus von zwei bis drei Schnitten gönnen sollen, wie es in dem Oscar-Prämierten Film "Birdman" der Fall war. Stattdessen lässt er Franky Loving (Andri Schenardi) immer dann, wenn der natürliche Fluss der Inszenierung ins Stocken gerät, die vierte Wand durchbrechen und den Zuschauer direkt ansprechen. Ein filmisches Mittel das vielleicht bei Woody Allen funktioniert, aber hier in seiner affektierten Weise eher an peinliche Momente aus zwanghaft modernen Theaterinszenierungen erinnert.
Der gesamte Krimi unterjocht sich dem Prinzip "One-Shot". "Die Musik stirbt zuletzt" ist ein gut gemachter Film, aber kein guter Film.