„Die fantastische Welt von Oz“: Bezaubernd — als Frauenheld
Disney erzählt, wie alles anfing mit dem gar nicht so großen Zauberer von Oz — in kunterbuntem 3D und etwas langatmig.
Düsseldorf. Wer an den Zauberer von Oz denkt, dem werden Dorothy, die Vogelscheuche und der Blechmann einfallen, die im wundersamen Land von Oz auf den großen Magier treffen. Unvergessen ist Judy Garland aus „Der Zauberer von Oz“ als wohl berühmteste Dorothy aller Zeiten.
Nun erzählt ein neuer Hollywood-Kracher mit prominenter Besetzung die Geschichte vor dieser berühmten Geschichte und zeigt, wie das magische Land wurde, was es ist.
So viel schon vorweg: In der Fabelwelt geht es im Grunde genau so zu, wie man sich das klassischerweise vorstellt: prächtige Schlösser und ein Schattenreich, Hexen und ein gutes, feengleiches Wesen, der ewige Kampf Gut gegen Böse, Liebe und ein gebrochenes Herz.
In diese Welt kracht im wahrsten Sinne des Wortes der etwas dubiose Zirkus-Zauberer Oscar Diggs — genannt Oz (James Franco). Er tourt eigentlich mit einem Wanderzirkus durch Kansas, versetzt seine Zuschauer in Erstaunen und seine stetig wechselnden Assistentinnen — zu denen er natürlich kein ausschließlich berufliches Verhältnis pflegt — regelmäßig in Verzückung.
Als er eines Tages vor einem eifersüchtigen Mann flieht, ändert sich sein Leben schlagartig. Damit der Zuschauer das nur ja merkt, wechselt das Werk von Schwarz-Weiß zur Farbe. Mit dem Heißluftballon, den Oz zu seinem Fluchtvehikel macht, gerät er in einen Wirbelsturm — und findet sich in der knallbunten Fabelwelt wieder.
Dort stößt er auf die schöne Hexe Theodora (Mila Kunis), die sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Außerdem kommt ihr die alte Prophezeiung in den Sinn, der zufolge einst ein Zauberer kommen wird, um das Land vom Bösen zu befreien. Das soll Oz nun im Auftrag von Theodoras wunderschöner Schwester Evanora (Rachel Weisz) tun und Widersacherin Glinda (Michelle Williams) außer Gefecht setzen.
Unterstützung bekommt er von dem fliegenden Affen Finley und einer kleinen Porzellan-Puppe. Das Problem an der Sache: Richtig zaubern kann Oz leider gar nicht. Aber er könnte ja zur Abwechslung wenigstens mal Verantwortung übernehmen.
Franco, der 2011 mit Anne Hathaway für die unspektakuläre Präsentation der Oscar-Verleihung Kritik einstecken musste, tritt auch in seinem neuen Film unspektakulär auf. Allerdings fordert ihm die Rolle des leichtlebigen Tricksers nicht sonderlich viel ab. Ähnliches gilt für die Damen Kunis, Williams und Weisz.
Das hochkarätig besetzte Disney-Märchen von Regisseur Sam Raimi könnte nämlich, was die Tiefgründigkeit der Charaktere angeht, durchaus ein Zeichentrickfilm sein. Die zum Teil zwar humorvoll erzählte Geschichte ist sehr vorhersehbar, der Plot für einen mehr als zweistündigen Film arg dünn und klischeehaft.
Dafür sind die Bilder grandios, und die technische Gestaltung mit realen Schauspielern in einer animierten Welt macht zumindest streckenweise richtig Spaß.