Die Filmwelt trauert um Bernd Eichinger
München/Berlin (dpa) - Mit großer Trauer haben Filmbranche und Politik auf den überraschenden Tod des Filmproduzenten Bernd Eichinger reagiert.
„Unser Kino verliert mit ihm nicht nur den erfolgreichsten Produzenten der letzten Jahrzehnte, sondern auch seinen leidenschaftlichsten Antreiber und Träumer“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch in Berlin. In seinen Filmen - von „Christiane F.“ über „Der Untergang“ bis zum „Baader Meinhof Komplex“ - werde er weiterleben, sagte die Kanzlerin.
Bundespräsident Christian Wulff würdigte Eichinger als „außergewöhnliche Persönlichkeit“. „Ihr Mann hat sich um das Filmschaffen in Deutschland und das Ansehen des deutschen Films in der Welt verdient gemacht“, erklärte Wulff in einem Kondolenzschreiben an Eichingers Witwe Katja Hofmann. „Seine Leidenschaft für den Film hat mich beeindruckt, ebenso wie seine Fähigkeit, die Kinoleinwand mit Stoffen zu bereichern, die großen Mut und Tatkraft erforderten“, erklärte Wulff.
Eichinger war in Los Angeles am Montag (Ortszeit) überraschend mit 61 Jahren gestorben. Er erlitt einen Herzinfarkt bei einem Abendessen mit Familie und Freunden. Wann und wo Eichinger beerdigt werden soll, konnte am Mittwoch zunächst noch niemand sagen. Dafür sei es nach dem überraschenden Tod noch zu früh, erklärte eine Sprecherin der Familie.
Eichinger hatte für 2012 bereits konkrete Pläne: Er wollte die Geschichte des österreichischen Entführungsopfers Natascha Kampusch ins Kino bringen. Wie am Mittwoch bekanntwurde, war er auch als Jurypräsident bei der Berlinale vorgesehen. „Das wäre in den nächsten zwei, drei Jahren mal passiert“, sagte Festivaldirektor Dieter Kosslick der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. „Für die Berlinale ist es auch ein sehr großer Verlust.“
Der Filmproduzent sei ein „sehr begabter Mensch“ mit „vielen Schattierungen“ gewesen. „Er war ein echter Lebemann.“ Beim Festival wird Eichinger am 12. Februar mit einer Sondervorführung von „Das Mädchen Rosemarie“ geehrt, bei dem er auch Regie führte. Ob es jetzt jemanden vom Format Eichingers gibt, hält der Festivalchef für fraglich. „Da müssen wir jetzt erstmal warten, wer in diese Lücke hineinwächst.“
Auch für die Schauspieler Iris Berben und Bruno Ganz, die gemeinsam an der Spitze der Deutschen Filmakademie stehen, hat Eichingers Tod eine kaum zu schließende Lücke gerissen. „Bernd ist nicht ersetzbar“, sagte die 60-Jährige am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. „Natürlich, es wird Andere geben mit anderen Qualitäten, aber so schnell würde mir kein Name einfallen.“ Ganz sagte: „Ich bin sehr traurig. Das Kino wird sich mit dem Verlust noch sehr lange beschäftigen müssen.“
Eichinger hatte jahrzehntelang in München gelebt und gearbeitet, war lange Chef der Münchner Constantin Film. Dadurch habe er den Filmstandort Bayern entscheidend mitgeprägt, sagte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU). „Als Filmproduzent, Drehbuchautor und Regisseur schaffte es Eichinger wie kein Zweiter, Menschen in die Kinosäle zu bringen und mit seinen Filmen zu begeistern“, betonte er.
Bei der Constantin Film in München gab es keine Stellungnahme, wie es nach dem Tod eines der wichtigsten Produzenten weitergehen wird. Eichinger hatte die Firma 1979 übernommen und mit Filmen wie „Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, „Der Name der Rose“ oder „Das Geisterhaus“ erfolgreich gemacht. Auch nach seinem Ausscheiden 2006 blieb er dem Schwabinger Unternehmen als Produzent treu. Die von Eichinger produzierten Werke „Der Untergang“ und „Der Baader Meinhof Komplex“, zu denen er auch die Drehbücher geschrieben hatte, wurden sogar für den Oscar nominiert.