Ende einer Filmsaga: Berlin feiert „Panem“-Stars
Berlin (dpa) - Die Filmsaga „Tribute von Panem“ geht zu Ende - aber Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence hat noch ein paar besondere Souvenirs von den Dreharbeiten.
„Ich habe ein paar Bögen“, erzählt sie am Mittwochabend bei der Weltpremiere des letzten Films in Berlin. Lawrence spielt in der Fantasy-Reihe die Heldin Katniss Everdeen (ihr Erkennungsmerkmal: Pfeil und Bogen). In „Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2“ führt sie mit ihren Mitstreitern eine Revolution gegen den herrschenden Präsidenten Snow an.
In Berlin nun hat Lawrence die blonden Haare hochgesteckt, ihr violettes Kleid ist tief ausgeschnitten. Die „Panem“-Filme haben kaum einen ihrer Darsteller so bekanntgemacht wie diese Frau. Gerade erst 25 Jahre alt, wandelbar und laut „Forbes“-Magazin die bestbezahlte Schauspielerin der Welt. Auf dem roten Teppich zu stehen, sei Teil ihres Jobs, sagt sie. Aber sobald sie aus der Limousine steige und die aufgeregten Fans sehe, werde die Arbeit zur Freude.
Tausende Menschen warten am Potsdamer Platz. Teenies steigen auf Absperrgitter im Sony Center und halten ihre Smartphones nach vorne. Was macht die Filme, die Unterdrückung, Gewalt und Aufstand zeigen, so erfolgreich?
„Mir gefällt an der Geschichte gut, dass es darin auch Dinge gibt, die man auf die heutige Zeit beziehen kann“, sagt eine 17-Jährige. „Das ist etwas, was man auch ernst nehmen kann.“ Auch ein 14-jähriges Mädchen findet die Story „einmalig“. „Es gab so viele Details, die man beachten musste, sonst versteht man die Geschichte nicht.“ Die drei Romane von Suzanne Collins, auf denen die insgesamt vier Filme beruhen, hat sie alle gelesen.
Viele sind auch einfach gekommen, um „Stars in echt zu sehen“. Stars in echt gibt es. Liam Hemsworth (im Film: Gale Hawthorne) findet es „fantastisch“ in Berlin zu sein, viel Gekreische gibt es für Josh Hutcherson (Peeta Mellark). Jena Malone (Johanna) funkelt in ihrem Kleid wie eine Diamantenauslage. Und Elizabeth Banks erinnert mit Blütendesign und Pelz an ihre Figur: die aufgedrehte Stylistin Effie.
Oscar-Preisträgerin Julianne Moore schreitet entspannt im schwarzen Kleid über den Teppich. Im Film trägt die 54-Jährige nicht ihren Rotschopf, sondern akkurat geglättetes Grauhaar. Als Präsidentin Alma Coin führt sie die Revolution gegen das Kapitol an - doch ihre Rolle bekommt neue Facetten. Gezeigt werde eine politische Geschichte, die man oft erlebt habe: Jemand, der eine Revolution mit guten Absichten anführe, werde durch Macht und Rache verdorben, sagt sie.
Dass Macht ein zentrales Motiv der „Panem“-Filme ist, hat man schon in den ersten Teilen gesehen, wenn Kinder und Jugendliche für die Hungerspiele in eine Arena geschickt werden, um einander zu töten. Zum Entertainment der anderen. Live übertragen im Fernsehen. Katniss überlebt die Spiele, aber in ihr wächst die Wut.
Der letzte Part zeigt nun vor allem eines - Krieg. Rauch steigt in die Luft, die Aufständischen schlagen sich durch Trümmer. Katniss soll weiter als Spotttölpel (Mockingjay) das Gesicht der Revolution sein, Propagandavideos drehen, Reden halten. Doch sie schmiedet einen eigenen Plan: Sie will Snow töten. Auf dem Weg zum Palast geraten sie und die anderen in brutale Fallen. Die Rebellion fordert ihre Opfer.
Die Handlung bleibt insgesamt etwas mager. Das ist womöglich der Tatsache geschuldet, dass der Inhalt des letzten Buchs auf zwei Filme gestreckt wurde, ähnlich wie bei „Harry Potter“ und „Twilight“. Genug Stoff gibt es sicherlich für Zuschauer, die die Figuren schon länger kennen, denn gerade die Beziehung zwischen Katniss und Peeta wird vor große Herausforderungen gestellt.
Und wie die Vorgänger wirft aber auch der letzte „Mockingjay Teil 2“ generelle Fragen auf: Wie weit darf man gehen im Krieg? Was kommt nach der Rebellion? Und womit lässt sich Macht rechtfertigen? Die Filmszenen zerbombter Häuser und flüchtender Menschen erinnern nur zu gut an tägliche Bilder aus Krisenregionen dieser Welt.
Schauspieler Donald Sutherland - bei der Premiere mit weißer Rose am Revers, ganz wie seine Filmrolle (als kaltherziger Präsident Snow) - hofft, dass gerade junge Menschen anders aus dem Kino gehen, als sie hineingegangen sind. Wenn sie das gesehen hätten, könnten sie gar nicht anders, als sich politisch zu engagieren, sagt er.