„Er hat München verkörpert“ - Abschied von Helmut Dietl
München (dpa) - Auf dem Boden der Aussegnungshalle des Münchner Nordfriedhofs brennen weiße Kerzen, sie sind umgeben von weißen Rosenblättern. In der Mitte steht der weiße Holzsarg von Helmut Dietl, davor eine Regieklappe aus seinem letztem Film „Zettl“.
Ein Kranz kommt von Senta Berger und ihrem Mann Michael Verhoeven, einer von Dietls früherer Lebensgefährtin Veronica Ferres. Er besteht ausschließlich aus weißen Rosen. Auf der Kranzschleife steht: „Adieu. Deine Veronica.“ Rund 250 Freunde und Weggefährten verabschiedeten sich am Samstag von dem Filmemacher („Monaco Franze“, „Schtonk“).
Die Trauerfeier war bis zum letzten Moment geheim gehalten worden. Am Sonntag hatten dann Bürger die Gelegenheit, Dietl die letzte Ehre zu erweisen. Eine Stunde nach Öffnung der Halle waren nach Schätzungen der Friedhofsverwaltung bereits etwa 300 Menschen gekommen.
„Danke für Deine Geschichten“, schrieb jemand ins Kondolenzbuch. „Sie werden, wie Du, unsterblich sein.“ Und ein anderer verabschiedete sich mit den Worten: „Ich verneige mich vor einem großen Künstler.“
Bei der Trauerfeier am Vortag waren neben der Familie und den Schauspielerinnen Ferres („Rossini — oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“) und Berger zum Beispiel auch Christine Kaufmann, Uwe Ochsenknecht und Heiner Lauterbach dabei. Auf der Rednerliste standen Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter und Dietls Sohn David, der als Regisseur in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist („König von Deutschland“).
Auch Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“, hielt eine Rede. „Di Lorenzos Ansprache war ehrlich und lustig. Traurig sind wir ja sowieso schon“, sagte ein Gast anschließend. Ein anderer schilderte, Dietls Tochter habe am Ende einen Abschiedsbrief vorgelesen. „Es war sehr bewegend. Sie musste abbrechen, weil die Tränen ihr die Stimme raubten.“ Als die Gäste die Aussegnungshalle wieder verlassen, hatten einige Tränen in den Augen.
Vor Beginn der öffentlichen Trauerzeremonie am Sonntag hatten Dietls Witwe Tamara und die gemeinsame Tochter Serafina Olivenzweige in die Halle gebracht. Aus Lautsprechern ertönte die Titelmelodie aus Dietls Kultserie „Kir Royal“.
Der Satz, „Ein bißl Geld, ein bißl Sex, ein bißl Tragik und ein bißl Traum, Märchen, Monarchie... Hochfinanz und Industrie und ein bißl Perversion, das wäre die ideale Mischung“, der auf einer Leinwand neben dem Sarg steht, stammt aus eben dieser Serie.
„Er hat einfach mein geliebtes München verkörpert“, sagte eine 75-Jährige, die sich in die Schlange vor dem Kondolenzbuch einreihte.
In einer Traueranzeige in der „Süddeutschen Zeitung“ hatten am Samstag bereits zahlreiche Weggefährten wie Ruth Maria Kubitschek, Joachim Król, Mario Adorf, Gisela Schneeberger, Gudrun Landgrebe, Hannelore Hoger, Götz George, Armin Rohde, Harald Schmidt, Thomas Gottschalk, Meret Becker, Dagmar Manzel, Sunnyi Melles, Iris Berben, Oliver Berben, Senta Berger, Katja Riemann, Benjamin von Stuckrad-Barre oder Jan Josef Liefers den Filmemacher gewürdigt.
Veronica Ferres erinnerte darüber hinaus mit einer eigenen Anzeige in der „SZ“ an den Regisseur. Darin ein Zitat des Schriftstellers Jean Paul: „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.“
Dietl starb am 30. März im Alter von 70 Jahren in seiner Münchner Wohnung. Rund eineinhalb Jahre zuvor hatte er seine schwere Lungenkrebserkrankung öffentlich gemacht. Damals sagte er in einem „Zeit“-Interview: „Wenn man bedenkt, wie viel ich geraucht habe, dann ist es geradezu ein Wunder, dass es so lange gut gegangen ist.“