Europäischer Filmpreis: Doppelte Chance für „Barbara“
Berlin (dpa) - Er wird gerne als europäischer Oscar bezeichnet - und ist doch eine Frau. Zum 25. Mal wird am Samstag (1. Dezember) der Europäische Filmpreis verliehen.
Ursprünglich als Konkurrenz zur berühmten Hollywood-Trophäe gedacht, hat die Statue in Gestalt einer langhaarigen Schönheit in einem mit Europa-Sternen besetzten Kleid längst eigenen Charakter gewonnen. Beim Europäischen Filmpreis ist immer auch Platz für die sperrigen, anstrengenden Filme, die anderswo eher ein Nischendasein führen.
Zum Jubiläum versammeln sich mehr als 1000 Filmschaffende zur großen Preisverleihungsgala in Valletta auf Malta. Die Deutschen, die zuletzt 2006 mit Florian Henckel von Donnersmarck Stasi-Drama den Hauptpreis für den besten Film holten, haben gleich doppelte Preischancen.
Christian Petzolds bereits bei der Berlinale mit dem Regie-Preis ausgezeichnetes DDR-Drama „Barbara“ ist als Bester Europäischer Film nominiert. Nina Hoss konkurriert als „Barbara“-Darstellerin in der Kategorie beste Schauspielerin mit Kolleginnen wie Emmanuelle Riva („Liebe“) und Kate Winslet („Der Gott des Gemetzels“).
Großer Filmpreis-Favorit ist mit sechs Nominierungen aber Michael Hanekes Sterbe-Drama „Liebe“. Der österreichische Regisseur zählt zu den Lieblingen des europäischen Films. Vor drei Jahren gewann der Stammgast des Filmfestivals in Cannes bereits mit „Das weiße Band“ den Preis für den Besten Europäischen Film.
Bezeichnenderweise genau so groß wie der Oscar ist die Frauenstatue, um die sich in diesem Jahr Nominierte in 17 Kategorien bewerben. Dem Favoriten „Liebe“ sind mit je fünf Nominierungen gleich zwei Filme dicht auf den Fersen: Thomas Vinterbergs Drama „Die Jagd“ (Dänemark) mit Mads Mikkelsen und Steve McQueens Psychogramm „Shame“ (Großbritannien) um einen sexsüchtigen Mann, gespielt vom deutsch-irischen Schauspieler Michael Fassbender. Beide Hauptdarsteller sind auch als Beste Schauspieler nominiert.
Drei Nominierungen bekam der französische Überraschungserfolg und Publikumsliebling „Ziemlich beste Freunde“ von Olivier Nakache und Eric Toledano. Ins Rennen um den besten Film geht neben „Liebe“, „Barbara“, „Shame“, „Die Jagd“ und „Ziemlich beste Freunde“ auch der italienische Berlinale-Gewinner „Cäsar muss sterben“ von Paolo und Vittorio Taviani.
Der berührende Film „Liebe“ ist nicht nur für den Hauptpreis als bester Film nominiert. Seine beiden französischen Hauptdarsteller Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant - die ein mit dem körperlichen Verfall im Alter kämpfendes Paar spielen - sind Anwärter auf die Trophäe als beste Schauspieler. Weitere Nominierungen gab es für Regie, Drehbuch und Kamera.
Im vergangenen Jahr ging der Hauptpreis für den besten Film an den umstrittenen dänischen Filmemacher Lars von Trier für sein Werk „Melancholia“. Jetzt haben die Mitglieder der Europäischen Filmakademie, deren Präsident Regisseur Wim Wenders („Pina“) ist, wieder die Qual der Wahl. Zwei Preisträger stehen bereits fest: Die britische Schauspielerin Helen Mirren („Die Queen“) wird für ihren Beitrag zum Weltkino geehrt. Der italienische Regie-Altmeister Bernardo Bertolucci erhält den Preis für sein Lebenswerk.