Familiendrama: Beim Trauermahl gehen sie sich an die Gurgel

Meryl Streep spielt ein gemeines Biest, Julia Roberts ist mal kein Schätzchen.

Foto: Claire Folger/Tobis

Düsseldorf. Wer glaubt, Meryl Streep hätte in „Der Teufel trägt Prada“ alles gegeben, was an Biest in ihr steckt, sollte sich „Im August in Osage County“ ansehen.

Dabei könnte man mit ihrer Violet zunächst Mitleid haben: Jahrelange Tablettensucht und eine Chemotherapie haben an Körper und Seele deutliche Spuren hinterlassen und dann nimmt sich auch noch ihr Ehemann Bev (Sam Shepard) das Leben.

Aber Violet ist eine Frau, die man nicht lange bedauern kann. Vom Zorn zerfressen attackiert sie jeden, der ihr zu nahe kommt, und beim Beerdigungsmahl kriegen alle ihr Fett ab.

Das gilt besonders für die drei Töchter (endlich mal kein Schätzchen: Julia Roberts sowie Julianne Nicholson und Juliette Lewis), von denen jede auf ihre Weise durch die kaputten Familienverhältnisse gezeichnet ist.

Regisseur John Wells („The Company Men“) bricht schonungslos die Beziehungsstrukturen auf — seit „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ hat man nicht mehr so spektakuläre Zerwürfnisseim Kino gesehen. Dabei wird die Angelegenheit nie zur One-Women-Show für Meryl Streep, alle Figuren kommen zur Entfaltung.

Julia Roberts ist schlicht großartig, den Nebenrollen verleihen Chris Cooper, Margo Martingale oder Dermot Molroney eine enorme Intensität. So zaubert Wells aus einer eher trübsinnigen Familien-Zerfallsstudie ein cineastisches Festessen.

Wertung: 4 von 5 Sterne