„Fiesta Mexicana“: Latinos dominieren die Oscars

Los Angeles/Mexiko-Stadt (dpa) - Da kann der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump noch so gegen mexikanische Einwanderer wettern.

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Die US-Filmindustrie dominieren die Nachbarn aus dem Süden derzeit nach Belieben. Mit dem erneuten Sieg von Alejandro González Iñárritu bei den Academy Awards gingen nun drei Regie-Oscars in Folge an Mexikaner. Und der mexikanische Kameramann Emmanuel Lubezki bekam am Sonntag bereits seinen dritten Goldjungen.

Vor der Gala wurde viel über die „Weißen Oscars“ geschimpft, weil in den wichtigsten Kategorien keine Schwarzen nominiert waren. Triumphiert haben letztlich die Latinos. Für sein Rache-Drama „The Revenant“ wurde Iñárritu als bester Regisseur ausgezeichnet, nachdem er im Vorjahr mit „Birdman“ gewonnen hatte. 2014 ging der Regie-Oscar für „Gravity“ an Landsmann Alfonso Cuarón.

Der Erfolg von Trump mit seinem Tiraden gegen Einwanderer aus Mexiko zeigt, dass in den USA noch immer noch viele Vorbehalte gegen die stetig wachsende hispanische Gemeinschaft bestehen. „Sie bringen Drogen, Verbrechen, Vergewaltiger“, hatte der rechtspopulistische Millionär zu Beginn seiner Kampagne gewettert und den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko vorgeschlagen.

Angesichts des vergifteten Klimas nutzte Regie-Star Iñárritu nun seine Dankesrede bei der Oscar-Verleihung für eine politische Botschaft. „Ich habe viel Glück, dass ich heute Nacht hier stehen darf, viele andere hatten nicht das gleiche Glück“, sagte er. „Unsere Generation hat die große Chance, sich von dieser Stammesmentalität zu lösen und dafür zu sorgen, dass die Hautfarbe bald genauso irrelevant ist wie die Haarlänge.“

Mit seinem zweiten Oscar-Sieg hat Iñárritu Filmgeschichte geschrieben. Zwei Regie-Awards in Folge hatten vor ihm nur John Ford und Joseph Mankiewicz gewonnen - in den 1940er und 1950er Jahren. Lubezki schaffte sogar eine Premiere: Drei Oscars direkt nacheinander hatte vor ihm noch nie ein Kameramann geholt. Die uramerikanischen Oscars sind derzeit fest in mexikanischer Hand.

„Du bist der Stolz deines Landes“, twitterte Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto nach der Preisvergabe an Iñárritu gerichtet. Kulturminister Rafael Tovar jubelte: „Eine weitere internationale Anerkennung für die Kreativen aus Mexiko.“

Zwar gehören Iñárritu und Lubezki längst zum Establishment in Hollywood, die Einwanderungsdebatte in den USA beobachten sie allerdings mit Sorge. In „The Revenant“ thematisiert Iñárritu auch den Rassismus der weißen Eroberer gegenüber den Indianern im Wilden Westen. „Heute leben wir in so fremdenfeindlichen Zeiten wie in der Anfangsphase Amerikas“, sagte der Regisseur zuletzt in einem Interview der spanischen Zeitung „El Mundo“.

US-Vizepräsident Joe Biden sah sich zuletzt sogar genötigt, in Mexiko für Trumps Ausfälle im Wahlkampf um Verzeihung zu bitten. „Das ist nicht die Meinung der Mehrheit“, sagte er bei einem Besuch im Nachbarland. Die mexikanische Außenministerin Claudia Ruiz Massieu nannte Trump in einem Interview der „Washington Post“ vor kurzem „ignorant und rassistisch“, Ex-Präsident Felipe Calderón überspannten den Bogen etwas und zog gar gleich Vergleiche zu Hitler.

Aus dem Alltag der USA sind die Einwanderer aus Mexiko schon längst nicht mehr wegzudenken. Oft als Putzfrauen, Sicherheitsleute oder Obstpflücker beschäftigt bilden sie das Rückgrat des amerikanischen Dienstleistungssektors, aber auch in den Unternehmen, Universitäten und Anwaltskanzleien der USA haben die Kinder der Einwanderer bereits Einzug gehalten.

Kein Wunder also, dass sie auch in der Unterhaltungsindustrie Fuß fassen. „Ich glaube, das Thema ist ein bisschen politisiert worden“, sagte Iñárritu in der Oscar-Nacht und fuhr mit Blick auf die USA fort: „Dabei vergessen wir, dass die Komplexität und Schönheit dieses Landes in seiner Vielfalt liegen.“