Film "Elysium": Das Paradies liegt da oben
Jodie Foster und Matt Damon sind Widersacher in Neill Blomkamps apokalyptischem Actionfilm „Elysium“.
Düsseldorf. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird sowohl innerhalb der Industriestaaten als auch im globalen Maßstab immer größer.
„Gated Communities“ (abgeschottete Wohnbezirke), aus denen die Gutbetuchten das lästige Prekariat aussperren, sind nicht nur in den USA auf dem Vormarsch.
Neill Blomkamps Action- und Science-Fiction-Film „Elysium“ denkt diesen gesellschaftlichen Trend weiter und entwirft eine Zukunftsvision für das Jahr 2154, in dem die Reichen die abgewirtschaftete Erde längst dem Pöbel überlassen und sich eine gigantische Weltraumstation errichtet haben.
Das synthetische Paradies Elysium, wo großzügige Wohnanlagen mit golfplatzgroßen Grünflächen locken und modernste medizinische Geräte jede Krankheit heilen, ist für die Menschen, die auf der Erde in den verslumten Resten der Zivilisation leben, ein Sehnsuchtort.
Gelegentlich versuchen Fluchthelfer mit klapprigen Raumschiffen Immigranten nach Elysium zu schmuggeln, aber die meisten werden von der Grenzpolizei sofort wieder zurück zur Erde deportiert.
Als Max (Matt Damon) nach einem Unfall in der Roboterfabrik eine Überdosis radioaktiver Strahlen abbekommt und man ihm im Gesundheitssystem der Erde nur noch fünf Tage zu leben gibt, setzt er alles daran, illegal nach Elysium und an die dortige Regenerationstechnik zu kommen.
Dazu lässt er sich auf einen Deal mit dem Unterweltkönig Julio (Diego Luna) ein, der den Industriemagnaten Carlayle (William Fichtner) entführen will. In dessen Kopf befinden sich die Datensätze für das Sicherheitssystem von Elysium, mit denen jeder Erdbewohner die Staatsbürgerschaft im Paradies erwerben könnte.
Den Gegenpart verkörpert Jodie Foster als Sicherheitsministerin Delacourt — noch eisiger als in anderen Rollen. Delacourt ist jedes Mittel recht, um illegale Einwanderer von dem schicken Getto fern zu halten.
Wie schon in seinem Debüt „District 9“ zeichnet der südafrikanische Regisseur seinen Zukunftsentwurf in „Elysium“ mit plastischen Analogien zur Gegenwart — hier behandelt er das zunehmende ökonomische Gefälle im krisengeschüttelten Global Village. Und Blomkamp findet eindrückliche und detailreiche Bilder für die drastische soziale Diskrepanz.
Dennoch ist aus „Elysium“ kein politischer Themenfilm geworden, sondern vor allem ein spannender Science-Fiction-Film, der Fantasy-Elemente und die Choreographie ausladender Action-Einlagen genauso ernst nimmt wie seinen gesellschaftskritischen Subtext. Einzig die Entwicklung des Helden vom Kleinkriminellen, der die eigene Haut retten will, zum Revoluzzer wider Willen ist ein wenig schematisch geraten.
Aber diese Schwäche macht der Film mit seiner virilen visuellen Gestaltung wieder wett, die das futuristische Setting als greifbare Vision erscheinen lässt und mit einer hochdynamischen Kameraarbeit eine enorme Energie auf der Leinwand entfaltet.
Wertung: 4 Sterne