Filmfest Hamburg: Autorenkino trifft auf Mainstream

Hamburg (dpa) - Fünfeinhalb Stunden dauert der Schwarz-Weiß-Film „From What Is Before“ („Von dem, was war“). Ein Historiendrama über die schlimmen Auswirkungen der Diktatur von Ferdinand Marcos auf den Philippinen in den 1970er Jahren.

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Zweimal steht das außergewöhnliche Werk in diesen Tagen auf dem Programm des Hamburger Filmfests. „Wir zeigen ihn nicht nur, weil wir ihn gut und wichtig finden“, sagte Festivalchef Albert Wiederspiel auf der Eröffnung am Donnerstagabend, „sondern auch weil er außerhalb der Festivalwelt kaum auf der Leinwand zu sehen sein wird.“ In Locarno holte die Arbeit des philippinischen Regisseurs Lav Diaz den Goldenen Leoparden.

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Das Hamburger Filmfest verstehe sich auch als ein Festival „jenseits des kommerziellen Kinobetriebes“, betonte Wiederspiel. „Die Filme, die sonst hier in diesem Haus laufen, laufen auch bestens ohne uns“, sagte er auf der Veranstaltung im Cinemaxx-Kino in der Innenstadt. Festivals müssten sich den Luxus erlauben können, ein Biotop des unabhängigen und nicht-kommerziellen Kinos zu sein. „Es muss Festivals geben, damit weniger sichtbare Länder ein Forum bekommen, damit der Nachwuchs sein Publikum findet und damit das Publikum sich ein Bild davon machen kann, wie reich das Weltkino in der Tat ist.“

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143 Produktionen aus 49 Ländern sind bis zum 4. Oktober zu sehen. Als Eröffnungsfilm hatten die Veranstalter die britische Komödie „Pride“ ausgewählt, deren Macher sich neben deutscher Kino- und TV-Prominenz auf dem roten Teppich zeigten. „Pride“ basiert auf wahren Begebenheiten und erzählt von homosexuellen Aktivisten, die in der Thatcher-Ära der 80er Jahre den Streik britischer Bergarbeiter unterstützen wollen. Auch bei den Filmfestspielen von Cannes lief „Pride“ - und sofort habe er sich dort in den Film verliebt, erzählte Wiederspiel. In den deutschen Kinos startet er am 30. Oktober.

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In sechs Kinos der Hansestadt präsentieren die Veranstalter ihre Beiträge - Autorenkino trifft auf Mainstream. Wiederspiel: „Die Mischung macht's!“ Acht Produktionen, die in Hamburg zu sehen sind, wurden von ihren Ländern für den besten fremdsprachigen Film bei der Oscar-Verleihung 2015 vorgeschlagen. Unter dem Titel „Freihafen“ stellt eine neue Sparte deutsch-europäische Koproduktionen vor, die größte Sektion internationaler Filme nennt sich „Kaleidoskop“. Es gibt weitere verschiedene Reihen, etwa für TV-Produktionen oder „DDR Deluxe“ zum Mauerfall-Jubiläum. Rund 40 000 Besucher werden erwartet.

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Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sicherte den Filmschaffenden zu, der Senat werde sie auch in den kommenden Jahren unterstützen, „auch finanziell“. „Und wir reden hier nicht über Zwei-Jahres-Rhythmen“, betonte Scholz. Die Unterstützung werde genauso umfänglich sein wie in den vergangenen Jahren, erklärte er unter dem Applaus des Publikums. Gekommen waren etwa Gäste wie das Schauspieler-Paar Kai Wiesinger und Bettina Zimmermann sowie ihr Kollege Peter Lohmeyer und Regisseur Fatih Akin.

An Akin geht diesmal auch die wichtigste Filmfest-Auszeichnung: Der 41-jährige Hamburger bekommt den Douglas-Sirk-Preis. Die Ehrung vergeben die Veranstalter seit 1995. Namensgeber ist der in der Hansestadt geborene Regisseur Detlef Sierck (1897-1987), der als Douglas Sirk Erfolge feierte. Akin erhält den Preis am Samstagabend - vor der Deutschlandpremiere seines Werkes „The Cut“, das er beim Filmfest von Venedig vorstellte.