Jubiläum Filmfestival Locarno mit deutscher Schauspielprominenz

Bern/Locarno (dpa) - Der Spielfilm „Freiheit“ von Regisseur Jan Speckenbach wird im Wettbewerb des 70. Internationalen Filmfestivals von Locarno seine Weltpremiere feiern. Johanna Wokalek („Die Päpstin“) spielt eine junge Mutter, die Mann und Kinder verlässt, um ihre persönliche Freiheit zu finden.

Foto: dpa

Das formal ungewöhnliche Familiendrama bewirbt sich neben 17 anderen Spiel- und Dokumentarfilmen aus aller Welt um den begehrten Goldenen Leoparden, den Hauptpreis des renommierten Filmfestivals in der Schweiz.

Foto: dpa

Vom 2. bis 12. August zeigt das Filmfestival in seiner Jubiläumsausgabe in verschiedenen Sektionen fast 300 Filme. Aus Deutschland kommen neben Johanna Wokalek auch die populären Schauspieler Jürgen Vogel („Quellen des Lebens“) und Alexander Fehling („Wer wenn nicht wir“). Sie zeigen ihre neuen Filme im Programm der abendlichen Freiluftaufführungen auf der Piazza Grande außerhalb aller Wettbewerbe.

Foto: dpa

Jürgen Vogel spielt in „Iceman“ (Regie: Felix Randau; deutscher Titel: „Der Mann aus dem Eis“) den als Ötzi bekannt gewordenen Mann, dessen mumifizierte Leiche 1991 nach mehr als 5000 Jahren aus dem Eis der Ötztaler Alpen in Südtirol geborgen wurde. Alexander Fehling verkörpert in „Drei Zinnen“ (Regie: Jan Zabeil) einen Vater, der auf ungewöhnliche Weise um die Zuneigung seines Sohnes kämpft. Beide Filme haben die Chance, den für einen im Piazza-Programm gezeigten Film vergebenen Publikumspreis zu gewinnen. Er gilt nach dem Goldenen Leoparden als der begehrteste des Festivals am Lago Maggiore, das zu den wichtigsten europäischen Filmfesten hinter Cannes, Venedig und Berlin zählt.

Leiter Carlo Chatrian setzt auffallend auf die Anziehungskraft großer Namen. Auch Hollywood-Stars wie Charlize Theron, Noomi Rapace, Glenn Close und Willem Dafoe sollen für Glanz sorgen. Erste prominente Preisträger stehen bereits fest: So geht der „Leopard Club Award“ an den US-amerikanischen Schauspieler Adrien Brody („Der Pianist“). Die in den vergangenen Jahren überwiegend in Frankreich arbeitende deutsche Schauspielerin Nastassja Kinski („Paris, Texas“) wird mit einer Hommage geehrt.

Chatrian betonte bei der Präsentation des Programms am Mittwoch in Bern, dass es ihm besonders darauf ankomme, dem Publikum die Vielfalt des modernen Kinos zu präsentieren. Kontinuität und Innovation sind dabei für ihn die entscheidenden Stichworte. Chatrian möchte das Festival dazu nutzen, um „über den Stellenwert von Filmen heute und in Zukunft nachzudenken“.

Im Hauptwettbewerb, dem „Concorso Internazionale“, und in den anderen Wettbewerben wird besonderer Wert auf die Entdeckung von neuen Talenten und ungewöhnlichen Filmsprachen gelegt. Die abendlichen Freiluftaufführungen auf der Piazza Grande, dem mittelalterlichen Marktplatz der pittoresken Stadt, sollen wieder jeweils etwa 8000 Zuschauer mit anspruchsvoller Unterhaltung anlocken.

Eröffnet wird das Festival am 2. August mit Noémie Lvovskys „Demain et tous les autres jours“ („Morgen und alle anderen Tage“). Damit gibt Locarno ein starkes Bekenntnis zum europäischen Autorenkino ab. Die Retrospektive zeigt Filme von Jacques Tourneur (1904 — 1977). Der aus Frankreich stammende Regisseur hat in den 1940er Jahren in Hollywood mit Horrorfilmen wie „Katzenmenschen“ und „Goldenes Gift“ Filmgeschichte geschrieben und das Genre des Kinos der Angst durch subtile Inszenierungen bis heute entscheidend geprägt.