Frauenpower auf dem Revier
Sandra Bullock und Melissa McCarthy raufen sich zusammen.
Düsseldorf. Wer dick ist, hat es nicht leicht in Hollywood. Der einzige Weg zum Erfolg führt für korpulente Talente über die Komödie. Das gilt für Frauen noch mehr als für Männer. Schauspieler wie Kevin James konnten sich im Filmgeschäft ihr Revier abstecken. Übergewichtigen Kolleginnen ist das selten vergönnt. Aber nun kommt Melissa McCarthy.
Seit ihrem Auftritt in Paul Feigs „Brautalarm“ fegt sie wie eine komödiantische Naturgewalt durch Hollywood. Sie war der Super-GAU im Chor der illustren Brautjungfern und machte vor keiner noch so derben Geschmacklosigkeit halt.
Die Extrem-Performance hat sie bekannt gemacht und ihr Nachfolgeaufträge in „Voll abgezockt“ und „Hangover 3“ verschafft. Nun spielt sie in Paul Feigs neuem Film „Taffe Mädels“ die Polizistin Shannon Mullins, vor der nicht nur die Bostoner Kleinkriminellenszene zittert, sondern auch männliche Kollegen und Vorgesetzte auf dem Revier.
Mit der zugeknöpften New Yorker FBI-Agentin Sarah Ashburn (Sandra Bullock) soll die bodenständige Streifenpolizistin eine Mordserie im Drogen- und Mafiamilieu aufklären. Natürlich gefällt es Mullins nicht, dass die arrogante Bundespolizistin in ihren Zuständigkeitsbereich hineinregiert.
Mit der hyperprofessionellen Agentin in ihrem faltenfreien Businesskostüm und der anarchistischen, leicht erregbaren Gesetzeshüterin ist der Tisch gedeckt für eine typische Cop-Comedy, in der sich zwei grundverschiedene Charaktere zusammenraufen müssen.
Feig lotet das komödiantische Potenzial des Genres genüsslich aus und bleibt dabei dem groben Schenkelklopfhumor verpflichtet. Dazu wildern seine Hauptdarstellerinnen mit sichtbarem Vergnügen in der Männerdomäne des „Buddy-Movies“.
Auch wenn Sandra Bullock wohl den höheren Gehaltsscheck mit nach Hause nimmt, gehört der Film Melissa McCarthy und ihrer bewährten Schonungslosigkeit. Es sind nur einige kurze Sequenzen, in denen ihre Figur aus dem komödiantischen Dauerfeuer heraustreten darf, aber in diesen ernsten Momenten kann man eine Schauspielerin erkennen, die auch jenseits stereotyper Lustspiel-Formate eine Chance verdient hätte.