Golden Globes: „The Artist“ und Clooney-Film gewinnen
Los Angeles (dpa) - Französischer Akzent, britischer Humor und Klänge aus Hawaii: Eine exotische Mischung von Gewinnern bei der Verleihung der Golden Globes schürt die Spannung vor den Oscars.
Sechs Wochen vor der Vergabe der Academy Awards hat der Verband der Auslandspresse in Beverly Hills die „Goldenen Weltkugeln“ verteilt. Mit sechs Nominierungen war der Stummfilm „The Artist“ des französischen Regisseurs Michel Hazanavicius ins Rennen gegangen. Am Ende tönte drei Mal ein lautes Merci von der Bühne.
Der Film über einen Stummfilmstar, der den Sprung zum Tonfilm verpasst, triumphierte in der Kategorien „Beste Komödie“, Filmmusik und Komödien-Darsteller. Der Franzose Jean Dujardin (39), der in dem Schwarz-Weiß-Film fast kein Wort sagt, sprudelte in seiner Danksagung förmlich über. Als Begleitung auf dem roten Teppich und auf die Bühne trippelte Uggie mit - der Jack Russell Terrier ist durch seine Filmtricks in „The Artist“ zu Hollywoods Top-Dog geworden.
Dujardin wäre der erste moderne „Stummfilm-Star“, der seit dem Ende der wortlosen Hollywood-Ära in den 1920er Jahren einen Oscar holen könnte. Nach seinem Globe-Gewinn ist es so gut wie sicher, dass der in den USA bisher unbekannte Franzose Ende Februar bei den Oscars mitmischt. Dort würde er mit großer Wahrscheinlichkeit auf Hollywood-Star George Clooney treffen.
Der konnte bei den Golden Globes das Siegerlächeln als bester Drama-Darsteller aufsetzen. In dem auf Hawaii spielenden Familiendrama „The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten“ macht er als überforderter Vater in kitschigen Hawaii-Hemden keine sexy Figur, aber gerade das war den Juroren noch eine zweite Ehrung wert. Die Mischung aus Humor und Tragik von Regisseur Alexander Payne holte prompt den Hauptpreis als bestes Drama.
Mit der Drama-Trophäe in der Hand war Clooney mehr zum Scherzen aufgelegt. Er bedankte sich grinsend bei seinem Mitstreiter Michael Fassbender: Der hätte es ihm abgenommen, sie gänzlich nackt vor der Kamera zu zeigen. Der 34-jährige Fassbender, gebürtiger Heidelberger mit deutschem Vater und einer irischen Mutter, hatte für seine Rolle als Sexsüchtiger in „Shame“ die Hüllen fallen lassen und war ebenfalls als bester Darsteller nominiert gewesen. Er war in diesem Jahr Deutschlands einzige Hoffnung auf einen Globe- Gewinn.
Stattdessen gab es noch einmal Spott für einen deutschen Filmschaffenden. Der für seinen bissigen Humor bekannte britische Komiker Ricky Gervais teilte als Show-Moderator einen Seitenhieb an Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck aus, der für seinen Flop-Film „The Tourist“ schon im vorigen Jahr Zielscheibe gewesen war. Gervais bedrängte „The Tourist“-Star Johnny Depp mit der Frage, ob der den Film denn schon gesehen habe. Depp verneinte, das Publikum lachte.
Gervais nahm auch die Globes auf die Schippe. Sie seien eigentlich so etwas wie die Oscars, „nur ohne das ganze Ansehen“, lästerte der Komiker. Nur eine kleine Gruppe von rund 90 meist freiberuflichen Auslandsjournalisten stimmen über die Preise ab, verglichen mit der prestigeträchtigen Oscar-Akademie mit 6000 Mitgliedern. Dafür werben die Globe-Verleiher mit prickelnder Fröhlichkeit. Über 9000 Gläser Champagner werden serviert, gaben sie stolz auf ihrer Webseite an. Nicht erst bei den Partys danach, sondern schon während der Show wurde eingeschüttet. Es ist der lockere Testlauf für den würdevollen Oscar.
Verdiente Oscar-Preisträger kamen in diesem Jahr schon bei den Globes zum Zuge. Meryl Streep sahnte mit ihrer Rolle als Margaret Thatcher in „Die eiserne Lady“ ihre achte Globe-Trophäe ab. Martin Scorsese holte mit „Hugo Cabret“ seinen dritten Regie-Globe. Steven Spielberg siegte mit „Die Abenteuer von Tim und Struppi“ in der Sparte „Zeichentrickfilm“. Woody Allen wurde für „Midnight in Paris“ mit dem Globe für das beste Drehbuch gekürt.
Popstar Madonna verschlug es glatt die Sprache, als sie auf der Bühne den Globe für den besten Song „Masterpiece“ von ihrem Film „W.E.“ in Empfang nahm. Die 53-jährige Sängerin, die bei der Liebesgeschichte auch Regie führte, druckste eine Weile herum. „Ich bin nicht aus Frankreich, ich habe keine Ausrede“, entschuldigte sich der Star, mit Blick auf die charmant gestammelten Dankesreden der „The Artist“-Gewinner. Französische Akzente wird Hollywood in dieser Preissaison bestimmt noch oft zu hören bekommen.