Goldener Ehrenbär für Meryl Streep

Berlin (dpa) - Ihre künstlerische Vielfalt ist verblüffend. Ob Action oder Thriller, Psychodrama oder Komödie, Gesellschaftspanorama oder Musical - Meryl Streep fesselt mit einer nahezu unglaublichen Bandbreite.

An diesem Dienstag nimmt sie für ihr Lebenswerk den Goldenen Ehrenbären der 62. Berlinale entgegen.

Streeps jüngster Film „Die Eiserne Lady“ wird als Hommage für die US-Schauspielerin gezeigt. In dem am 1. März in den deutschen Kinos startenden Film verkörpert Streep Margaret Thatcher, Englands Premierministerin von 1979 bis 1990. Dafür erhielt die Schauspielerin nun schon zum 17. Mal eine Oscar-Nominierung. Zweimal hat sie diese Trophäe bereits erhalten: 1979 als beste Nebendarstellerin für ihre Leistung im Scheidungsdrama „Kramer gegen Kramer“ und 1983 als beste Hauptdarstellerin für ihre Interpretation eines Opfers des Nazi-Terrors in „Sophies Entscheidung“.

Streep fügt ihrer beispiellosen Karriere mit der Verkörperung von Margaret Thatcher einen weiteren Höhepunkt zu. Seit ihrem Kino-Debüt 1977 in einer kleinen Rolle in „Julia“ und dem Welterfolg des TV-Mehrteilers „Holocaust“ im darauffolgenden Jahr hat sich die inzwischen 62-Jährige mit Filmen wie „Jenseits von Afrika“ (1985), „Die Brücken am Fluss“ (1995) und „Mamma Mia!“ (2008) unvergesslich in die Geschichte der Filmkunst eingeschrieben. Ihr Markenzeichen sind facettenreiche Porträts komplexer Charaktere, Studien von faszinierenden Persönlichkeiten in problematischen Entscheidungssituationen.

Die Tochter einer Graphikerin und eines Pharmaunternehmers mit deutschen und schweizerischen Vorfahren hat stets eine glückliche Hand in der Rollenwahl bewiesen. Allerdings überraschte sie jüngst in einem Interview mit dem Berliner Stadtmagazin „tip“ mit dem Bekenntnis: „Pro Jahr lese ich bestenfalls fünf interessante Drehbücher, und darunter ist vielleicht eines, das wirklich großartig ist.“

Bereits vor einigen Jahren wurde Streep mit dem programmatischen Satz zitiert: „Ich fordere weniger schlechte Filme auf unseren Leinwänden!“ Doch ans Aufhören denkt sie nicht. Eine entsprechende Frage konterte sie gerade mit dem Bekenntnis: „Ich habe noch enorme Reserven an angestauter Energie - Leidenschaft, Frustration, Ängste.“ Als nächstes wird sie in einer Sexkomödie zu sehen sein.

Über ihr Privatleben verrät die Absolventin des renommierten Vassar College, einer der Eliteschulen der USA, an der zum Beispiel einige Zeit auch Jane Fonda studiert hat, nur wenig. Gern sagt sie dazu nichts weiter als: „Ich bin eine Schauspielerin, die nach der Arbeit nach Hause geht.“

Streep war in erster Ehe mit dem 1978 an Krebs verstorbenen Schauspieler John Cazale verheiratet, den sie am Ende seines Lebens gepflegt hat. Einige Monate nach seinem Tod heiratete sie den Bildhauer Don Gummer. Aus dieser, nun bald 35 Jahre haltenden, nie von Skandalen überschatteten Ehe gingen vier Kinder hervor. Die 1983 geborene Tochter Mamie Gummer trat inzwischen erfolgreich in die Fußstapfen ihrer Mutter.

Anlässlich der Auszeichnung mit dem Goldenen Ehrenbären zeigt die Berlinale neben „Die eiserne Lady“ sechs weitere Spielfilme mit Streep. Darunter sind Meisterwerke wie das Anti-Atom-Drama „Silkwood“ (1983) und die 2006 uraufgeführte melancholische Hommage an den Hörfunk als eines der wichtigsten Massenmedien „Last Radio Show“.