Hanekes „Liebe“ ist Filmpreis-Favorit

Sevilla/Berlin (dpa) - Michael Hanekes Drama „Liebe“ ist mit sechs Nominierungen Favorit für den 25. Europäischen Filmpreis. Dicht auf den Fersen sind dem österreichischen Cannes-Gewinner mit je fünf Nominierungen Steve McQueens „Shame“ (Großbritannien) und Thomas Vinterbergs „Die Jagd“ (Dänemark).

Mit Christian Petzolds „Barbara“ haben die Deutschen die Chance auf zwei Preise: Das DDR-Drama wurde als bester europäischer Film nominiert. Nina Hoss konkurriert als „Barbara“-Darstellerin außerdem in der Kategorie beste Schauspielerin. Das gab die Europäische Filmakademie am Samstag auf dem Filmfestival in Sevilla (Spanien) bekannt.

Der deutsch-irische Schauspieler Michael Fassbender ist für seine Rolle eines Sexsüchtigen in „Shame“ als bester Darsteller nominiert. „Barbara“, in dem Hoss eine die Flucht aus der DDR planende Ärztin spielt, gewann bei der Berlinale bereits den Silbernen Bären für die beste Regie. Die Gewinner des Europäischen Filmpreises werden am 1. Dezember auf Malta gekürt.

Drei Nominierungen bekam der französische Überraschungserfolg und Publikumsliebling „Ziemlich beste Freunde“ von Olivier Nakache und Eric Toledano. Ins Rennen um den besten Film geht neben „Liebe“, „Barbara“, „Shame“, „Die Jagd“ und „Ziemlich beste Freunde“ auch der italienische Berlinale-Gewinner „Cäsar muss sterben“ von Paolo und Vittorio Taviani.

Der berührende Film „Liebe“ ist nicht nur für den Hauptpreis als bester Film nominiert. Seine beiden französischen Hauptdarsteller Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant - die ein mit dem körperlichen Verfall im Alter kämpfendes Paar spielen - sind Anwärter auf die Trophäe als beste Schauspieler. Weitere Nominierungen gab es für Regie, Drehbuch und Kamera.

In der Kategorie beste Schauspielerin konkurriert Emmanuelle Riva nicht nur mit Nina Hoss, sondern auch mit Hollywoodstar Kate Winslet („Der Gott des Gemetzels“), der Österrreicherin Margarethe Tiesel („Paradis: Liebe“) und der Belgierin Emilie Dequenne („A Perdre La Raison“). Als beste Schauspieler sind neben Trintignant und Fassbender die „Ziemlich besten Freunde“ Francois Cluzet und Omar Sy sowie Mads Mikkelsen („Die Jagd“) und Gary Oldman („Dame König As Spion“) nominiert.

Als beste Regisseure gehen Michael Haneke („Liebe“), Steve McQueen („Shame“), Paolo und Vittorio Taviani („Cäsar muss sterben“), Thomas Vinterberg („Die Jagd“) und Nuri Bilge Ceylan (Once Upon a Time in Anatolia) an den Start. In der Auswahl für die besten Drehbuchschreiber sind neben den Machern von „Liebe“, „Die Jagd“ und „Ziemlich beste Freunde“ auch der Rumäne Cristian Mungiu („Beyond the Hills“) sowie Roman Polanski und Yasmina Reza („Der Gott des Gemetzels“).

Die Europäische Filmakademie zeichnet jedes Jahr die besten Filme, Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Cutter, Szenen- und Kostümbildner aus. Im vergangenen Jahr ging der Hauptpreis für den besten Film an den umstrittenen dänischen Filmemacher Lars von Trier für sein Werk „Melancholia“. Die Auszeichnung wird abwechselnd in Deutschland und in einem anderen europäischen Land vergeben.