"Hangover 3": Witzchen aus der Wüste
„Hangover 3“ will das Chaos auf die Spitze treiben, Regisseur Todd Phillips scheitert aber an der eigenen Ideenlosigkeit.
Düsseldorf. Es wäre wohl zu abgedroschen, den ungleichen Freunden Phil, Stu und Alan ein drittes Mal ihr Gedächtnis zu nehmen. Als Aufhänger für „Hangover 3“ dient ausnahmsweise nicht ein mächtiger Kater, sondern die psychische Labilität des vollbärtigen Alan (Zach Galifianakis).
Er ist völlig durcheinander, seitdem er seinen Vater zu Grabe getragen hat, und unter anderem für die Enthauptung einer Giraffe und eine Massenkarambolage auf dem Highway verantwortlich ist.
Um ihm aus der Krise zu helfen, wollen ihn seine Kumpel Phil (Bradley Cooper), Lehrer und Leitwolf der Gang, Stu (Ed Helms), Zahnarzt und zweifelnder Hasenfuß, sowie sein Schwager Doug (Justin Bartha), in ein Sanatorium bringen, schliddern aber stattdessen in eine mit Sprüchen und Gags vollgepackte Odyssee.
Denn Gangsterboss Marshall (John Goodman) und seine maskierten Vasallen rammen die Vier mit dem Truck von der Straße und nehmen Doug als Geisel. Die Forderung der Gangster: Das Trio soll deren alten Freund Leslie Chow (Ken Jeong) aufspüren und mit ihm die 21 Millionen Dollar in Gold, um die er Marshall erleichtert hat.
Mr. Chow zu finden, ist nicht schwer, doch der gerissene Gauner lässt sich nicht täuschen und reitet die Drei in noch tieferen Dreck — ein Chaos, an dessen Ende sich alle Widersacher zum Showdown treffen. Natürlich in Las Vegas — wo sonst?
Im Spielerparadies in der Wüste Nevadas fing vor vier Jahren schließlich auch alles an. Mit seinem völlig entgleisenden Junggesellenabschied zündete Regisseur Todd Phillips „Hangover“ ein Feuerwerk der Blödelei.
Damals überraschte der Comedy-Trip mit einer Mischung aus dem Slapstick der Three Stooges und dem Drogen-Chaos von „Fear and Loathing in Las Vegas“ und spielte bei einem Budget von 35 Millionen US-Dollar fast eine halbe Milliarde an den Kinokassen ein. Der Nachfolger, der in Bangkok spielte, toppte die Marke noch mal um 100 Millionen Dollar.
Kein Wunder also, dass Warner seinen Goldesel nun erneut, aber zum angeblich letzten Mal melken möchte. Und aus dem Anarchospaß ist in „Hangover 3“ eine ideenarme Komödie geworden, die weniger hergibt als sie verspricht. Die im Minutentakt erzwungenen Scherze aus makabrem und vulgärem Humor reichen nur für wenige echte Schmunzler.
Der Rest ist eine fast qualvolle Aneinanderreihung geradezu prähistorischer Gags. Ein Vorschlaghammer fällt auf einen Fuß — wie originell. Jemand macht sich vor Angst in die Hose — hat man ja noch nie gesehen. Kampfhähne drehen im Wohnzimmer durch — was für eine frische Idee.
Und kommt doch mal Hoffnung auf schrägen Humor auf, wie beim Lutscher-Austausch zwischen der sprechenden Hecke Alan und seiner Spontanliebe Cassie (Melissa McCarthy), zieht Regisseur Phillips die Szene so platt in die Länge, dass jeglicher Spaß verpufft. Ja, mit „Hangover 3“ schließt sich der Kreis — hoffentlich endgültig.
Wertung: Zwei von fünf Punkten