Hannibal bittet zu Tisch: Der Kult-Kannibale kehrt zurück
Sat.1 strahlt die erste Folge der US-Serie aus. Sie zeigt die Geschichte des berühmten Serienmörders, bevor er hinter Gittern landet.
Düsseldorf. In einer stilvollen, aber minimalistisch eingerichteten Wohnung serviert der unnahbare Psychiater Hannibal Lecter seinen Gästen — natürlich — Fleisch zum Dinner. Weil jeder Zuschauer die Figur des Kult-Kannibalen kennt, mag sich sehr Zartbesaiteten jetzt schon der Magen umdrehen. Einschalten lohnt sich aber, wenn Sat.1 ab sofort immer donnerstags um 22.15 Uhr die erste Staffel der US-Serie „Hannibal“ ausstrahlt. Serviert werden 13 Folgen, die zumindest im Original Apéritif, Entrée (Vorspeise) oder Rôti (Braten) heißen.
Was sich hinter dem Menü verbirgt? Der Däne Mads Mikkelsen (47) — bekannt als James-Bond-Gegenspieler in „Casino Royale“ — schlüpft in die Rolle des Serienmörders. Lecter, bekannt aus Büchern von Thomas Harris und dem Film „Schweigen der Lämmer“, wird allerdings gezeigt, bevor seine perverse Leidenschaft entdeckt wird und er hinter Gittern landet. Mikkelsen verkörpert das Glatte, aber nie Schmierige so gut, dass der Zuschauer zwischendurch beinahe daran zweifelt, ob der Mann wirklich lieber Menschen- als Kaninchenleber kocht. Im Kopf des Zuschauers spielen sich beim Anblick der vielen Koch- und Essensszenen böse Bilder ab.
Die eigentliche Hauptfigur ist Profiler Will Graham (Hugh Dancy, 38). Der stets etwas zerzaust wirkende Mann hilft dem FBI, eine Mordserie an acht jungen Frauen aufzuklären. Seine besondere Gabe ist gleichzeitig ein Fluch: Er kann sich in die Psyche von Serienmördern hineinversetzen. Sobald er an einem Tatort Eindrücke von Verbrechen gesammelt hat, beginnt er die Morde zu rekonstruieren. Graham erlebt die Taten in der Rolle des Killers — und der Zuschauer gleich mit, weil die für das US-Fernsehen relativ brutalen Bilder als Rückblenden gezeigt werden. Ein gelungenes Stilmittel, das die nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch gelungene Serie mit ausmacht.
Man könnte meinen, dass Graham Lecter kennenlernt, weil er dem Kannibalen auf der Spur ist — das wäre aber zu simpel. Vielmehr macht dem sensiblen Profiler seine Gabe zu schaffen. Also begibt er sich ausgerechnet bei Lecter in psychiatrische Behandlung. Die beiden Männer, intellektuell auf einer Ebene, werden Freunde, Lecter glaubt schon an Seelenverwandtschaft. Die Beziehung zwischen den beiden steht im Mittelpunkt der Serie. Perfiderweise vertraut sich nämlich Graham nun ausgerechnet Lecter an.
Fortan rätselt der Zuschauer darüber, ob Lecter hinter dem Serienmord steht, ob Graham ihm auf die Schliche kommt und ob jedes gezeigte Essen Menschenfleisch zeigt. Krimifans werden ihren Spaß an der Sendung haben. Hannibal bittet ab Donnerstag zu Tisch: Nehmen Sie unbedingt Platz.