Ice Age 4: Eichhorn spaltet Kontinente
„Ice Age 4“ drückt mit Action und Krawall aufs Tempo. Doch die Geschichte trottet ziemlich behäbig hinterher.
Düsseldorf. Lange haben sich Wissenschaftler darüber den Kopf zerbrochen, wie es zum Auseinanderdriften der Erdplatte und zur Entstehung der Kontinente gekommen ist. Nun ist das Rätsel endlich gelöst: Scrat ist schuld — das Säbelzahn-Eichhörnchen, das eigentlich in „Ice Age“ zunächst als Nebenfigur konzipiert war, aber dann im Verlauf von mittlerweile vier Folgen den Hauptakteuren die Show gestohlen hat.
Vor zehn Jahren bestanden Faultier Sid, Mammut Manni und Säbelzahntiger Diego in „Ice Age“ ihr erstes Abenteuer. Weltweit konnte der computergenerierte Animationsfilm fast 400 Millionen US-Dollar einspielen. Zwei Fortsetzungen kamen danach ins Kino: die nicht minder erfolgreichen „Ice Age 2: Jetzt taut’s“ sowie „Ice Age 3: Die Dinosaurier sind los“.
Nager Scrat, der nichts, aber auch gar nichts anderes im Kopf hat, als seiner Eichel hinterherzujagen, fällt diesmal mit dem Objekt seiner Begierde in eine tiefe Gletscherspalte. Auf dem Erdkern angelangt rennt er der ewig kullernden Eichel hinterher, bringt das Innere des Planeten durch die Rotation aus dem Gleichgewicht und setzt eine seismografische Verschiebung immensen Ausmaßes in Gang.
Ein gelungener Auftakt für die vierte Folge des Eiszeit-Animationsfilmes und zugleich das Bekenntnis, dass hier nichts grundlegend Neues zu besichtigen sein wird. Vielmehr soll aus der Variation des Bekannten ein Maximum an Komik herausgepresst werden. In den Sequenzen, die dem verzweifelt gegen alle Unglückseligkeiten seiner Existenz ankämpfenden Eichhörnchen gewidmet sind, funktioniert das Konzept bestens, aber im Hauptfilm setzen deutliche Ermüdungserscheinungen ein.
Etwas behäbig wirkt die Story der eiszeitlichen Familie von Mammut Manny, der längst mit Ellie seine Frau fürs Leben gefunden hat und dessen Tochter Peaches nun langsam flügge wird. Statt mit den Faultierfreunden vom Ast zu hängen, will die Teenagerin lieber an den Wasserfällen mit jugendlichen Artgenossen ihren Spaß haben. Als der Konflikt zwischen Vater und Tochter richtig hochkocht, wird die Familie durch die Kontinentalverschiebung auseinander gerissen.
Während Ellie und ihre Tochter den Exodus der prähistorischen Tiere anführen, die vor der herannahenden seismologischen Gefahr flüchten, treiben Manny, Säbelzahntiger Diego und Faultier Sid samt exzentrischer Oma auf einer Scholle durchs Meer und treffen auf ein Piratenschiff.
Mehr als deutlich sind die Anleihen an „Fluch der Karibik“, genauso wie am Animationsklassiker „Dschungelbuch“, dessen King Louis hier Pate für den hundsgemeinen Paviankapitän stand. Was an eigenen Ideen fehlt, versuchen die Regisseure Steve Martino und Michael Thurmeier durch eine Menge Krawall wettzumachen. Pausenlos krachen Felswände herunter, werden Fluten und Stürme herbeianimiert und ausgedehnte Gefechte zwischen Piraten und Zivilisten in Szene gesetzt.
Das ist auf einem oberflächlichen Niveau durchaus unterhaltsam und wird die junge Kinoklientel 89 Kinominuten mühelos bei der Stange halten. Aber der visuell anspruchsvoll in Szene gesetzten 3D-Achterbahnfahrt fehlt leider die emotionale Tiefe.
Die Macher interessieren sich nicht mehr für die Weiterentwicklung ihrer Figuren, sondern ruhen sich risikoarm auf dem bewährten Entertainment-Konzept aus. Auch wenn die Erdoberfläche in „Ice Age 4“ noch so effektvoll auseinander bricht, im Inneren des Films herrscht kreative Stagnation.
Wertung: 3/5