Iron Man 3 im Kino: Dank Angst zu alter Stärke
Tony Stark traumatisiert? Kann „Iron Man“ sich das leisten? Und ob! Der dritte Teil der Reihe brilliert als knalliges Action-Kintopp — und clevere Polit-Parodie.
Düsseldorf. Angst. Einer wie Tony Stark (Robert Downey Jr.) kennt dieses Gefühl überhaupt nicht. Umso kälter erwischt es das arrogante Superhirn, als ihn eine Panikattacke erfasst. Aus heiterem Himmel, beim Essen in einem Lokal. Das Tischgespräch dreht sich um den Mandarin (Ben Kingsley), den Kopf eines Terrornetzwerks, der mit gezielten Anschlägen die westliche Welt in Atem hält. Plötzlich wird Stark schwindelig, er verliert den Boden unter den Füßen, rettet sich in seinen Superhelden-Anzug, den er vor dem Restaurant wie ein Auto parkt, und lässt das System die Vitalfunktionen checken. Ergebnis: kerngesund, der Herr. Aber ordentlich Muffensausen.
Ein Trauma also. Mit Tony „Iron Man“ Stark trifft es einen Superhelden, den sein übersteigertes Selbstwertgefühl bislang vom Zaudern abhielt. Und jetzt? Ein Psychowrack. Immer wieder fällt „New York“ als Auslöser. Der Kampf gegen die Außerirdischen, das große Finale des letztjährigen Action-Triumphs „Avengers“, der die Superhelden des Marvel-Comic-Kosmos vereinte und „Iron Man“ als menschlichen Raketenträger die Welt retten ließ. Der tiefe Fall aus den Höhen der Erdatmosphäre hat seine Spuren hinterlassen.
Völlig manisch verbarrikadiert sich der gelernte Ingenieur in seinem Keller und konstruiert sich um den Schlaf. Sein Ziel: eine intelligente Rüstung, die ihren Träger findet, wo immer er sie gerade braucht. Oder ihn vertreten kann wie einen Avatar, wenn die Eifersucht überhand nimmt, weil Herzdame Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) mit einem alten Verehrer (Guy Pearce) schäkert und Stark keine Lust hat, ihr persönlich gegenüber zu treten.
Der dritte Teil, ein zweiter Aufguss — oft ist in diesem Stadium einer Reihe die Luft endgültig raus und bestenfalls noch etwas routinierte Action drin. „Iron Man 3“ funktioniert anders: Regisseur Shane Black („Kiss Kiss Bang Bang“) frischt das Franchise um den Multimilliardär in Eisenrüstung auf.
Hilfreich war da einerseits das „Avengers“-Gipfeltreffen, dessen durchschlagender Erfolg die Neugier auf die einzelnen Marvel-Helden wiederbelebt hat. Und andererseits der Mut, die süffig-selbstironische Haltung, die die „Iron Man“-Filme bislang ohnehin ausmachte, noch einen Deut zu überdrehen und so aus der Geschichte Tycoon gegen Terror-Chef eine stilsichere Genre-Parodie inklusive cleverer Gesellschaftskritik herauszuarbeiten.
Dafür wurden zwei Motive aus den Comics verknüpft: Der Mandarin gilt von je her als Tony Starks Erzfeind. In „Iron Man 3“ kooperiert er mit den Hintermännern des „Extremis“-Programms, das aus Ex-Soldaten mittels Wunderserum unkaputtbare Kampfmaschinen macht. Derart wüste Crossover münden gerne in einem Schaulaufen der Bösewichte — wäre da nicht die Bereitschaft, altgediente Charaktere für die Leinwand komplett umzudeuten. Vor allem Kingsleys Mandarin ist eine im besten Wortsinn irre Performance.
Bleibt da noch genug Raum für Stark, den geschmeidigen Platzhirsch? Und wie! Downey Jr. brilliert als lädierter Tausendsassa, den seine Intelligenz vor der Kapitulation schützt. Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen. Keiner kann das in Hollywood eleganter.
Wertung: 4 von 5 Punkten