Kinostart: "Die Frau, die sich traut"
Später Aufbruch zu neuen Ufern: 50-Jährige erkrankt an Krebs und kämpft um ihren Jugendtraum.
Düsseldorf. Kurz vor ihrem 50. Geburtstag findet Beate (Steffi Kühnert) ihr Leben nicht gerade berauschend, ist aber ganz zufrieden. Sie hat einen Job, ein Haus, Freunde und Kinder, um die sie sich gerne kümmert.
Doch als bei ihr Krebs diagnostiziert wird, krempelt sie ihr Leben um: Die einst schnellste Schwimmerin der DDR möchte doch noch ihren Jugendtraum verwirklichen und den Ärmelkanal durchqueren — eine Strecke von rund 44 Kilometern. Dafür quält sie sich, joggt, schuftet am Rudergerät, schwimmt stundenlang in der Ostsee und steigt in eine Wanne mit Eiswasser, um sich an die Wassertemperatur des Ärmelkanals zu gewöhnen.
Ihre Kinder reagieren genervt auf ihre Ambitionen, vor allem weil das Training ihre gewohnte Bequemlichkeit stört. Immer wieder schneidet Regisseur Marc Rensing („Parkour“) in seinem stillen Drama Bilder vom Meer dazwischen. Sehnsuchtsbilder, die aus der kleinbürgerlichen Enge hinaus bis zum Horizont führen.
Da will Beate hin und noch viel weiter. Auch Steffi Kühnert (50, „Das weiße Band“, „Halt auf freier Strecke“), der man jede Sekunde abnimmt, dass sie auch in Wirklichkeit das Abenteuer bestehen könnte, hat sich für den Film gequält: „Es war wirklich hart und ging schon an den Rand der physischen, aber auch der psychischen Belastung“, sagte sie über ihr Schwimmtraining. „Aber ich wollte das unbedingt schaffen, denn solche Rollen sind eine Rarität.“
Am Ende bleibt von dem verbissenen Kampf, auch im fortgeschrittenen Alter noch einen Traum zu verwirklichen und seinem Leben eine neue Richtung zu geben, jedoch ein zwiespältiger Eindruck zwischen Freischwimmen, Realitätsflucht und irritierender Schinderei im Angesicht der Krebserkrankung.
Wertung: 3 von 5 Punkten