Klug, komisch, erotisch: Polanskis Kammerspiel
Der 80-Jährige inszeniert „Venus im Pelz“.
Düsseldorf. Genüsslich spielt Vanda ihre Macht aus, lässt Thomas zu ihrem unterwürfigen Hündchen werden. Sie, die abgetakelte Schauspielerin, die verzweifelt um eine Rolle in einem heruntergekommenen Pariser Theater buhlt; er, der arrogante und gelangweilte Regisseur. Meisterhaft inszeniert Roman Polanski das Theaterstück „Venus im Pelz“ von David Ives, das auf einer Novelle von Leopold von Sacher-Masoch beruht, jenem Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, der dem Masochismus seinen Namen gab.
Von der ersten Minute an hat Vanda (Polanskis Ehefrau Emmanuelle Seigner) den Regisseur in der Hand, verblüfft ihn mit ihrer Textsicherheit, ihrem eindringlichen Spiel, ihrer peniblen Vorbereitung.
Sie wird zur Regisseurin des Castings, demontiert den machohaften Thomas (der optisch frappierend an den jungen Polanski erinnert). Sie wird zur Diva, zur Liebesgöttin, der sich niemand entziehen kann. Wann das Spiel auf der Bühne aufhört und das Spiel zwischen den Personen Vanda und Thomas beginnt, ist nicht auszumachen.
Es ist das ewige Spiel von Macht und Unterwerfung, dem Kräftemessen der Geschlechter und dem Verschwimmen von Realität und Fiktion, das der 80-jährige Regisseur auf die Leinwand bringt. Ebenso erotisch aufgeladen wie komisch inszeniert er ein kluges und unterhaltsames Kammerspiel.
Wertung: Vier von fünf Punkten