Kokowääh: Papawerden leicht gemacht

Til Schweiger wandelt sich in „Kokowääh“ dank Tochter Emma vom Kinderhasser zum liebevollen Vater.

Für den größten Teil des Publikums ist der Gang ins Kino mit dem Wunsch verbunden, dem schnöden Alltag zu entfliehen. Wenn Til Schweiger einen Film macht, dann erfüllt er konsequent diesen Wunsch der Zuschauer, auch wenn er von den Kritikern Hohn erntet.

Schweiger färbt sich die Welt so ein, wie sie ihm gefällt — warm und optimistisch. Er scheut sich nicht vor Bild-Montagen, mit denen man auch Produkte bewerben könnte. Und am Ende wird immer alles gut. Realistisch ist das nicht. Das ist Kino. Dennoch hat Schweiger damit etwas erreicht, was nur wenigen Filmemachern gelingt: Seine Produktionen sind unverwechselbar geworden. An einem Ausschnitt von wenigen Sekunden erkennt man seine Handschrift.

Die Kritik nimmt Schweiger auch übel, dass er seine Filme im Vorfeld nur einem handverlesenen Kreis von Journalisten zeigt — was bei manchen den Verdacht weckt, die so Herausgehobenen machten sich mehr oder minder freiwillig zu Erfüllungsgehilfen.

Der Rezensent gibt hiermit zu Protokoll, dass er mit Schweiger weder verwandt noch befreundet ist und dass er weder zur positiven Berichterstattung verpflichtet wurde noch Bestechungsleistungen entgegengenommen hat — von einem Kaffee abgesehen. Er versteht sich vielmehr als Teil des großen Publikums.

Das lernt als erstes den abgehalfterten Drehbuchautor Henry Lehnbach (Til Schweiger) kennen. „Der Förster vom Spreewald“ heißt die TV-Serie, für die er neue Abenteuer zu Papier bringen soll. Henry selbst wildert im örtlichen Frauenbestand und wird sein Glück doch niemals finden.

Da ist es schon ein kleines Wunder, als sich ausgerechnet seine Verflossene Katharina (Jasmin Gerat) meldet, weil sie gemeinsam mit dem Ex ihren gefeierten Bestseller für die Leinwand adaptieren möchte. Katharina war Henrys große Liebe, aber die Beziehung zerbrach, weil sie unbedingt Kinder wollte und er keinesfalls.

Damals wusste Henry noch nicht, dass er auf dem Gebiet der Vaterschaft bereits Erfolge erzielt hat. Aus einer leidenschaftlichen Nacht mit Charlotte (Meret Becker) ging ein kleines Mädchen hervor. Nun steht die mittlerweile achtjährige Magdalena (Emma Tiger Schweiger) mutterseelenallein vor Henrys Tür und begehrt Einlass und Beherbergung. Der Frauenheld ist davon ebenso entsetzt wie Charlottes Mann Tristan (Samuel Finzi), der bis dato glaubte, Magdalena höchstselbst gezeugt zu haben. Henry, wie die Jungfrau zum Kinde gekommen, stehen turbulente Zeiten bevor.

Wer hinter dem sonderbaren Filmtitel — Kindermund für das französische Gericht „Coq au Vin“ (Hühnchen in Rotwein) — eine geradlinige Komödie wie „Zweiohrküken“ vermutet, wird überrascht sein. Natürlich gibt es in „Kokowääh“ viel zu lachen, aber der Film bietet durchaus auch ernsthafte Aspekte zum Zusammenleben mit Kindern. Schweigers Tochter Emma, Publikumsliebling aus „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“, ist der unbestrittene Star des Filmes, die Vater-Tochter-Szenen zählen zu den emotionalen Höhepunkten.

Aber auch Samuel Finzi und die häufig unterschätzte Jasmin Gerat wissen zu berühren. Illustre Gaststars wie Katharina Thalbach oder Ulrich Wickert stellen sich uneigennützig in den Dienst der allgemeinen Erheiterung. Auf den einen oder anderen Song des prallen Soundtracks hätte man sicherlich verzichten können. Die reine Spielzeit von 126 Minuten dürfte vor allem ein junges Publikum vor eine Herausforderung stellen.