Kusshand von Leo: Backstage bei den Oscars

Los Angeles (dpa) - Kaum haben sie gewonnen, verschwinden die frisch gekürten Oscar-Preisträger hinter der Bühne. Ein paar Drinks? Schweißtropfen wegpudern? Mom und Dad anrufen? An einer Sache kommen sie nicht vorbei: Mit dem Oscar in der Hand stehen die Stars hinter den Kulissen den über 300 Journalisten im Interviewraum Rede und Antwort.

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Dabei lassen sie ihren Emotionen freien Lauf.

KUSSHAND VON LEO - KOPFBALANCE VON ALEJANDRO

Als Leos Name fällt, jubelt der ganze Presseraum. DiCaprio hat diesen Oscar verdient, daran gibt es keinen Zweifel. Lauter Applaus, als der Star der Oscar-Nacht endlich mit Regisseur Alejandro González Iñárritu auf das Podium tritt, beide den Oscar fest im Griff. DiCaprio hat eine Frage an den Mexikaner, der nach „Birdman“ mit „The Revenant“ nun seinen zweiten Regie-Oscar gewonnen hat. Ob er die zweite Trophäe neben die erste stellen werde? Doch Iñárritu hat einen besseren Platz - der Goldjunge wandert auf seinen Kopf. Dort balanciert er ihn eine Weile und bringt den Saal zum Lachen.

Der Erfolg darf den Beiden zurecht ein wenig in den Kopf steigen. Doch DiCaprio ist überhaupt nicht überheblich, nur „ziemlich bewegt“ und „sehr, sehr dankbar“. Als großer Gewinner ist er zudem unendlich charmant. Er strahlt über das ganze Gesicht und bedankt sich Backstage mit Kusshand.


DICAPRIO DANKT DEN ELTERN UND DENKT AN DIE UMWELT

Mit 41 Jahren hält DiCaprio seinen ersten Oscar in der Hand. Schon mit vier Jahren habe er davon geträumt, einmal große Geschichten zu erzählen, verrät der Star hinter den Kulissen. Dabei dankt der Sohn einer deutschen Mutter und eines Italo-Amerikaners seinen Eltern. Die hätten ihnen jeden Tag nach der Schule zum Vorsprechen für Rollen aus dem ärmlichen East Los Angeles zu den Studios gefahren.

Doch genauso „besessen“ wie vom Film sei er nun vom Umweltschutz. Backstage gibt sich der Schauspieler so kämpferisch wie auf der Oscar-Bühne. Die Uhr tickt, der Klimawandel ist die größte Bedrohung für die Menschheit. DiCaprio redet sich in Fahrt. „Wir müssen gemeinsam einen Präsidenten wählen, der diese Probleme ernst nimmt.“ Es bleibt nicht nur bei Worten. Er drehe derzeit einen Dokumentarfilm über den Klimawandel, gibt der Oscar-Preisträger bekannt. „Wir müssen unbedingt handeln“, mahnt der Star.


BRIE LARSEN SINGT UND STEMMT

Singen kann sie auch. Und davon gibt Brie Larson hinter den Kulissen prompt eine Kostprobe. Welches Lied würde ihre Gefühle nach dem Oscar-Gewinn als beste Hauptdarstellerin am besten beschreiben? „Oh, ganz einfach. 'I'm In Love with My Life' von Phases“, sprudelt es aus der 26-jährigen Kalifornierin heraus. Sofort singt sie drauf los.

Hollywoods Neuentdeckung steht verblüffend selbstsicher und locker auf der Bühne. Augenzwinkernd stemmt sie den Oscar in die Luft. „Ich fühle mich echt stark und bin total davon angetan, diesen Goldjungen in der Hand zu halten“, trumpft die zierliche Blondine auf. Der Film „Room“, in dem sie eine Mutter spielt, die mit ihrem kleinen Jungen in einem Zimmer gefangen gehalten wird, habe sie stark geprägt. „Das war meine Suche nach Freiheit und mein Weg, persönliche Schranken zu überwinden.“ Das glaubt man ihr aufs Wort.

MARK RYLANCE DENKT AN MERKEL UND BERLINER KÄLTE

Im Licht der Oscar-Scheinwerfer kommt man ins Schwitzen. Seinen Oscar stellt Mark Rylance gleich auf dem Boden ab und greift sich eine Wasserflasche. Backstage erinnert er sich an eine eiskalte Nacht in Berlin und an Angela Merkel. Die Kanzlerin sei nachts um 2 Uhr bei eisiger Kälte zum Dreh an der Glienicker Brücke erschienen. Alle hätten warme Sachen angehabt, nur Merkel kam „ohne Hut, ohne Schal, keine Handschuhe, und sie blieb 45 Minuten und redete mit jedem“, erzählt der Nebenrollen-Star über die Dreharbeiten zum Spielberg-Thriller „Bridge of Spies - Der Unterhändler“. Merkel sei ein wenig enttäuscht gewesen, dass er kein Russisch sprechen konnte. „Sie hat mich sofort durchschaut“, witzelte der britisch-amerikanische Darsteller. Als russischer Spion kommt er erstmals zu Oscar-Ehren.


ALICIA VIKANDER TANZT UND HÄLT HÄNDCHEN

Alicia Vikander will die Nacht durchtanzen. Der Oscar in der Hand, als beste Nebendarstellerin in „The Danish Girl“, garantiert den Eintritt zu allen Promi-Parties. Sie habe das richtige Kleid dafür an, „vorne kürzer, so dass ich damit hüpfen und tanzen kann“. Demonstrativ zupft sie an der glitzernden Robe und schwingt ein Bein.

Fast lässt sie auch den Tränen freien Lauf. Sichtlich gerührt erinnert sich die 27-jährige Schwedin an die Zeiten, als Hollywood und die Oscars noch sehr weit weg waren. „Ich stellte den Wecker auf 2 Uhr früh, um mir dies aus der Ferne anzusehen“, gesteht sie ein. Um bei der ersten Oscar-Verleihung nicht völlig die Fassung zu verlieren, hat Vikander vorgesorgt. „Meine Mutter saß an meiner Seite ... und sie hat meine Hand gehalten.“