Deutscher Run auf den Oscar - Promis und Politiker drücken die Daumen
Los Angeles (dpa) - Lockeres Warmlaufen für den Oscar in der Hollywood-Hitze: Beim traditionellen Empfang für die deutschen Oscar-Anwärter in der Villa Aurora in Pacific Palisades, mit Blick auf den Pazifik, kamen die Gäste am Samstag bei sommerlicher Hitze ins Schwitzen.
Burghart Klaußner (66, „Der Staat gegen Fritz Bauer“) weiß aus Erfahrung, dass die Oscar-Nacht kalt wird. „Da muss man sich warm anziehen, das ist eiskalt im Dolby-Theater“, verrät der Schauspieler der Deutschen Presse-Agentur. 2010 war der deutsche Star selbst bei der Gala dabei, als Hauptdarsteller in Michael Hanekes Schwarz-Weiß-Drama „Das weiße Band“.
Der Darsteller in Steven Spielbergs sechsfach nominiertem Spionage-Drama „Bridge of Spies - Der Unterhändler“ fiebert nun mit Studio Babelsberg den Oscars entgegen. Allen voran der Berliner Filmausstatter Bernhard Henrich (63), der in der Sparte „Production Design“ seinen ersten Oscar gewinnen könnte. Er prophezeit einen Sieg für „Mad Max: Fury Road“, genießt aber den Oscar-Rummel in vollen Zügen. „Wir wohnen in einer wahnsinnigen Luxus-Suite“, strahlt der gebürtige Saarländer. „Es ist einfach toll, wie man verwöhnt wird, ich kann das alles noch nicht glauben.“
Auch der Babelsberger Studio-Chef Christoph Fisser freut sich über Henrichs Nominierung. „Es ist wichtig, dass man in Deutschland auch mal sieht, dass nicht nur Schauspieler und Regisseure wichtig sind.“ Vor „Bridge of Spies“ wirkte Henrich am Set vieler Babelsberger Produktionen mit, zum Beispiel „Monuments Men“ und „Operation Walküre - Das Stauffenberg-Attentat“.
Das erste Mal - und gleich mit ihrem ersten Film - ist auch die 10-jährige Julia Pointer bei den Oscars dabei. „Lässig“ findet sie das alles, sagt die kleine Wienerin. Auf dem roten Teppich würde sie liebend gerne Harry-Potter-Star Emma Watson treffen. „Ich muss schauen, ob ich überhaupt mit jemandem reden kann, denn mein Englisch ist nicht so frisch“, sorgt sich der kleine Nachwuchsstar. In Sachen Mode könnte sie neue Akzente setzen. „Eigentlich wollte ich in Jeans gehen, aber daraus ist nun ein Jeanskleid geworden.“
Pointer ist die Hauptdarstellerin in dem Vater-Tochter-Drama „Alles wird gut“. Damit hat der Regisseur Patrick Vollrath (31) aus Bad Grund am Harz Chancen auf einen Oscar in der Sparte Live-Action-Kurzfilm. Nervös sei er nicht, versichert der in Wien lebende Filmemacher. „Uns kommt das alles noch so absurd vor, aber es macht riesig Spaß.“ Mit seinem Team hat er sich in einer Villa in den Hügeln von Hollywood einquartiert, auf Kosten eines Sponsors. „Egal was passiert, wir werden kräftig feiern und die Oscar-Nacht als Team und Freunde in dem Haus schön ausklingen lassen“, meint Vollrath.
Promis und Politiker drängten sich bei der Oscar-Party im Garten der Aurora-Villa, wo einst der Schriftsteller Lion Feuchtwanger wohnte. Model, TV-Star und Schauspielerin Brigitte Nielsen (52, „Rocky IV“) ist zum ersten Mal dabei. Die Oscar-Show werde sie sich auf einer Party im Haus von Freunden anschauen. „Ich bekomme keinen Oscar, also kann ich da auch nicht hingehen“, sagt die gebürtige Dänin und grinst.
Doch sie drückt ihrem Ex-Mann Sylvester Stallone im Dolby-Theater die Daumen. Der ist für „Creed - Rocky's Legacy“ als bester Nebendarsteller nominiert. „Er ist wirklich wunderbar in dem Film, und er ist auch ein guter Schreiber. Ich glaube, er hat das wirklich verdient“, sagt Nielsen der Deutschen Presse-Agentur.
Und welchen Oscar-Gewinner wünscht sich der Regierende Bürgermeister von Berlin? „Ein bisschen Lokalpatriotismus muss dabei sein. Hoffen wir, dass „Bridge of Spies“ gut abschneidet“, sagt Michael Müller (SPD) bei dem Empfang. Er besucht am Oscar-Wochenende Berlins Partnerstadt Los Angeles, es stehen Treffen mit Vertreten der Filmindustrie an. Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) macht in Hollywood Werbung für den Filmstandort Deutschland. Die Oscar-Verleihung schauen sie sich auf einer Viewing-Party vom Studio Babelsberg an. Mit wem zittert Grütters mit? „Mit Patrick Vollrath und seinem Film 'Alles wird gut'. Wenn das kein passendes Motto ist.“