Hollywood Was vor den Oscars gut zu wissen ist

Hollywood (dpa) - Es ist die 88. Oscar-Verleihung, die an diesem Sonntag in Hollywood über die Bühne geht (Gala in Deutschland in der Nacht zum Montag ab 2.30 Uhr). Wichtiges in Fragen & Antworten:

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Was erwartet einen bei der Oscarshow in diesem Jahr?

Es könnte einige politische Spitzen geben, immerhin ist kein einziger afroamerikanischer Schauspieler nominiert, was schon im Vorfeld für Proteste gesorgt hat. Einige schwarze Hollywoodgrößen wollen die Verleihung boykottieren und gar nicht kommen. Für die Gala im Dolby Theatre in Hollywood können die Gäste dennoch auf Glamour hoffen - dort stehen trotz allem die Preise im Mittelpunkt.

Welches Werk wird als bester Film ausgezeichnet?

Vieles spricht dafür, dass „The Revenant - Der Rückkehrer“ mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle einige Preise gewinnen wird. Ob allerdings auch der Haupt-Oscar dabei sein wird, war lange fraglich. Stattdessen rechneten Kritiker dem Missbrauchsdrama „Spotlight“ lange Zeit große Chancen aus. Mittlerweile sind sich Hollywoods Orakel aber nicht mehr sicher - und sehen doch „The Revenant“ vorn.

Welche Stars könnten in den Schauspielerkategorien abräumen?

Leonardo DiCaprio gilt so gut wie gesetzt. Er nahm schon bei den Dreharbeiten für „The Revenant“ einige Entbehrungen auf sich und kämpft sich im Film nun schwer verletzt durch die raue Natur des Wilden Westens. Bei den Frauen könnte Brie Larson den Durchbruch schaffen. Die 26-jährige US-Amerikanerin ist zwar noch eher unbekannt, spielt in dem Entführungsdrama „Room“ aber sehr einfühlsam eine Mutter, die ihrem Jungen trotz der Gefangenschaft in einem kleinen Raum das Gefühl von Freiheit vermittelt.

Was wäre die dickste Überraschung?

Das Actionspektakel „Mad Max: Fury Road“ ist zwar für zehn Oscars nominiert, darunter in den Kategorien bester Film und Regie - aber auch in vielen Nebenkategorien. So furios Regisseur George Miller das Werk auch für die große Kinoleinwand inszeniert hat - der Oscar für den besten Film wäre sehr unerwartet. Als bester Regisseur liegt George Miller dagegen weit vorn im Rennen.

Gibt es deutsche Hoffnungen?

Einige - aber nicht viele. Der Niedersachse Patrick Vollrath ist mit seinem 30-minütigen Film „Alles wird gut“ nominiert in der Sparte Live-Action-Kurzfilm. Das Studio Babelsberg macht sich als deutscher Koproduzent von „Bridge of Spies - Der Unterhändler“ Hoffnungen auf einen Sieg des sechsfach nominierten Steven-Spielberg-Dramas. Der Berliner Filmdekorateur Bernhard Henrich ist für seine Arbeit an dem Spionagethriller in der Sparte „Production Design“ nominiert.

Wohin geht der Auslands-Oscar?

Der junge ungarische Regisseur László Nemes zeigt mit „Son of Saul“ auf höchst ungewöhnliche Weise die Gräuel im Vernichtungslager Auschwitz: Seine Kamera folgt dem Insassen Saul, der verzweifelt versucht, seinen Sohn beerdigen zu lassen. So ergibt sich ein äußerst beklemmendes Abbild aus dem Inneren der NS-Vernichtungsmaschinerie. Das Werk hat gute Chancen auf den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film.

Wer moderiert die Oscar-Gala?

Der Komiker Chris Rock steht zum zweiten Mal als Gastgeber auf der Oscar-Bühne. Der 51-jährige Afroamerikaner lässt sich ungern den Mund verbieten und trat schon früh in Clubs und der Satire-Sendung „Saturday Night Live“ auf. Er arbeitet aber auch als Schauspieler und Regisseur, gewann Emmys und Grammys und schrieb ein Bestseller-Buch.

Wer kennt die Oscar-Preisträger schon?

Die mehr als 6000 Oscar-Juroren mussten ihre Stimmzettel bereits bei der Filmakademie in Beverly Hills einreichen (mit der Post oder online). Mitarbeiter der Prüfgesellschaft PricewaterhouseCoopers sollten die Stimmen dann auszählen. Am Ende kennen nur zwei Mitarbeiter vorab den Ausgang der Wahl. Die streng gehüteten Ergebnisse in 24 Kategorien werden in verschlossenen Umschlägen direkt zur Preis-Gala gebracht.

Wer könnte zum dritten Mal in Folge einen Oscar gewinnen?

Der mexikanische Kameramann Emmanuel Lubezki hat gute Chancen darauf. Unter der Regie seines Landmannes Alejandro González Iñárritu fing Lubezki die Bilder für „The Revenant - Der Rückkehrer“ ein. Im vorigen Jahr räumte das Duo mit der Satire „Birdman oder Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“ vier Oscars ab, darunter für die beste Kamera. 2014 nahm Lubezki für seine Fotografie des spektakulären Weltraum-Epos „Gravity“ den ersten Oscar entgegen.

Welche Filmmusik-Ikonen treten gegeneinander an?

Zwei legendäre Komponisten - der Italiener Ennio Morricone (87) und der US-Amerikaner John Williams (84) - treffen in der Sparte beste Filmmusik aufeinander. Zusammengerechnet haben sie schon 55 Oscar-Nominierungen angehäuft. Williams holte in diesem Jahr mit der Musikuntermalung von „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ seine 50. Anwartschaft. Fünfmal gewann er den Goldjungen, darunter für „Der weiße Hai“, „E.T. - Der Außerirdische“ und „Schindlers Liste“. Morricone ist mit seiner Musik für den Tarantino-Western „The Hateful 8“ im Rennen. Seit den 1960er Jahren hat der Maestro über 450 Filmkompositionen geschaffen, darunter für Filme wie „Für eine Handvoll Dollar“, „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „Mission“. Meist ging er in der Oscar-Nacht leer aus. 2007 erhielt er allerdings einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.

Wieso hat auch Brad Pitt eine Oscar-Chance?

Brad Pitt (52) hat in der Finanzsatire „The Big Short“ eine schräge Nebenrolle, eine Oscar-Nominierung gab es dafür aber nicht. Dennoch könnte der Hollywood-Star seinen zweiten Goldjungen gewinnen: als Koproduzent des gefeierten Finanzthrillers in der Sparte „Bester Film“. Das gelang dem Schauspieler schon 2014, als das von ihm mitproduzierte Sklavendrama „12 Years a Slave“ den Oscar in der Königskategorie absahnte. Ein Schauspiel-Oscar fehlt allerdings nach mehreren Nominierungen noch in seiner Sammlung.

Wer schaut die Oscars im Fernsehen?

Die Show findet in den USA am Sonntagabend zur besten Sendezeit statt: in Los Angeles ab 17.30 Uhr, in New York ab 20.30 Uhr. Deswegen sind die Einschaltquoten dort auch sehr gut - Millionen Menschen verfolgen die Gala live. Übrigens: Die Oscar-Verleihung gehört im US-Fernsehen nach dem Superbowl traditionell zu den meistgesehenen Sendungen des Jahres. In Deutschland dagegen ist es bei Show-Start schon 2.30 Uhr in der Nacht. Entsprechend gering sind auch die Einschaltquoten: Bei ProSieben schauen meist nur ein paar Hunderttausend Menschen live zu.

Warum heißt der Oscar eigentlich Oscar?

Seinen heute üblichen Namen verdankt der seit 1929 verliehene Preis angeblich der Bibliothekarin und späteren Academy-Direktorin Margaret Herrick. Die Statue (35 Zentimeter hoch, vier Kilogramm schwer, goldüberzogen) sehe ihrem Onkel Oscar ähnlich, soll sie gesagt haben. 1939 ließ die Akademie den Spitznamen zu.

Wo genau findet die Gala statt?

Die Show geht im Dolby Theatre am Hollywood Boulevard über die Bühne. Bis 2012 lautete der Name Kodak Theatre. Im allerersten Jahr (1929) wurden die Preise übrigens im Roosevelt Hotel schräg gegenüber am Hollywood Boulevard verliehen.