„Lawrence von Arabien“: Peter O'Toole gestorben
London (dpa) - Er war berühmt als „Lawrence von Arabien“ und bekannt als Verlierer in der Oscar-Nacht. Acht Mal wurde Peter O'Toole für die goldene Trophäe nominiert. Genauso oft ging er leer aus - ein Hollywoodrekord.
Am Samstag starb der irische Schauspieler mit 81 Jahren in einer Londoner Klinik, wie sein Agent Steve Kenis am Sonntagabend bekanntgab.
„Ich werde kein gewöhnlicher Mann sein, weil es mein Recht ist, ein ungewöhnlicher Mann zu sein“, hatte O'Toole einmal in einem Gedicht geschrieben.“ Irlands Präsident Michael D. Higgins war am Sonntag einer der ersten, der den Schauspieler würdige. „Irland und die Welt haben einen Giganten des Films und des Theaters verloren“, sagte Higgins.
Erst im vergangenen Jahr hatte der Mime mit den eisblauen Augen die Schauspielerei an den Nagel gehängt und sich vorrangig noch für Cricket und Rugby interessiert. „Ich bin nicht mehr mit dem Herzen dabei und das wird sich auch kaum noch ändern“, begründete der gebürtige Ire Anfang Juli seinen Beschluss. Was bleibt, ist der Ehren-Oscar für sein Lebenswerk, den er 2003 nach anfänglicher Weigerung doch noch annahm, und ein Vermächtnis von fast 70 Filmen in 50 Jahren. Mit der Rolle eines Priesters in „Cristiada“ hatte er sich im vergangenen Jahr verabschiedet.
Er sei in die Londoner Academy of Dramatic Arts gestolpert und habe sich um ein Stipendium bemüht, erinnerte er sich an die Anfänge. „Nicht aus glühendem Eifer“, sagte er. „Sondern wegen der vielen, wunderbar aussehenden Mädels.“ Seine Theaterpremiere misslang so abgrundtief, dass er sich danach sinnlos betrank - und eine Geldstrafe wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses aufgebrummt bekam.
Sein Name ist vor allem mit einem Wüstenhelden verbunden: „Lawrence von Arabien“ verschaffte ihm 1962 weltweiten Ruhm. Dabei hatte er sich schon voll auf Shakespeare eingestellt, seine Lehrjahre an der Royal Academy of Arts in London verbracht und den Titel „Schauspieler des Jahres“ gewonnen.
Als ihm David Leans den Part des britischen Offiziers anbot, der die Araber in ihrem Freiheitskampf unterstützt und in der Wüste zu sich selbst findet, tauschte O'Toole die Bretter gegen die Leinwand aus. Jahrzehnte später sagte er, die Arbeit an dem Wüstenklassiker sei zum Maßstab für fast alles in seinem Leben geworden. Nie wieder feierte er einen solchen Erfolg.
Dabei war er auch in anderen Rollen unübertrefflich: als Henry II. mit Richard Burton in Peter Glenvilles Anouilh-Verfilmung von „Becket“ (1964), die ebenfalls für den Oscar nominiert war. In Woody Allens „Was gibt's Neues, Pussy“ (1965) war O'Toole mit Peter Sellers zu sehen, als Joseph Conrads gefallener Engel in „Lord Jim“ (1965) und als Schulmeister in „Leb wohl Mr. Chips“ (1969).
Mitte der 70er Jahre geriet der Schauspieler, der sich nach der Schule erfolglos als Journalist versucht hatte, in eine schwere Krise. O'Toole-Filme galten als „Kassengift“, seine langjährige Ehe mit der Schauspielerin Sîan Phillips scheiterte, seine Eltern kamen ums Leben. „Sogar der Hund starb“, sagte er damals. Er trank zwanghaft, eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse zwang ihn schließlich, den Alkohol aufzugeben. „Noch ein Tropfen, und du bist tot“, hatten ihm die Ärzte klargemacht.
Ein Comeback erlebte O'Toole in Richard Rushs „The Stunt Man“ (1980) in der Rolle eines tyrannischen Regisseurs. Auch sie trug ihm eine Oscar-Nominierung ein. Noch die kleinste Filmrolle wie die des Schulmeisters in Bertoluccis Film „Der letzte Kaiser“ (1987) machte der exzentrische Schauspieler zum Ereignis.
Parallel verfolgte der in Connemara als Sohn eines irischen Buchmachers geborene O'Toole seine Theaterkarriere weiter. Unter der Regie von Laurence Olivier spielte er 1963 am National Theatre in London den Hamlet. Wie so oft in seinem Leben löste ein Flop den Höhenflug ab: Als Macbeth fiel er später auf der Bühne durch.
Auch in Hollywood wechselte O'Toole Glanzrollen mit unwichtigen Filmen ab. Die Bereitschaft, sein Talent zu verschießen, schob er auf chronischen Geldmangel. „Man kann nicht ewig auf die richtige Rolle warten. Ich muss meine Miete bezahlen.“ Aus seiner Ehe mit Phillips gingen zwei Töchter hervor. Aus einer anderen Beziehung stammte sein Sohn Lorcan, dem er die Freude am Schauspielen in die Wiege gelegt hatte.