Men in Black 3: Grandioses Popcorn-Kino
Zehn Jahre nach dem zweiten Teil kehren die „Men in Black“ zurück und machen einen Sprung in die Vergangenheit, um die Menschheit zu retten.
Düsseldorf. Das Erstaunlichste an diesem Film ist nicht die Tricktechnik. Auch nicht das überzeugende Drehbuch oder die satte Optik. Nein. Das Erstaunlichste an „MIB³“ ist die Ähnlichkeit zwischen Tommy Lee Jones und Josh Brolin. Beide spielen Agent K — der eine die bewährte Standard-Version (Jones), der andere ein 40 Jahre jüngeres Modell (Brolin), auf das Agent J (Will Smith) trifft, als er einen Trip ins Jahr 1969 antreten muss.
Nicht nur Ks Leben hängt von diesem Sprung in die Vergangenheit ab. Die Zukunft der gesamten Welt steht auf dem Spiel — wie üblich, wenn die Regierungsbehörde für außerirdisches Treiben auf der Erde gefordert ist.
Drehbuchautor Etan Cohen, der mit „Idiocracy“ (2006) und „Tropic Thunder“ (2008) an zwei der gelungensten Hollywood-Satiren der vergangenen Jahre beteiligt war, erweitert für den dritten Teil der „Men in Black“ das Fantasyspektrum der skurrilen Alien-Groteske um das Zeitreise-Element. „Das existiert doch gar nicht“, klugscheißt Agent J, als ihn sein neuer Boss O (Emma Thompson) auffordert, das riskante Manöver zu wagen. Denkste! Das gibt’s durchaus. J hatte bislang nur nicht die Befugnisse, davon wissen zu dürfen.
Zeit, um sich über sein hierarchisches Upgrade zu freuen, hat er allerdings nicht. Wagemutig muss er sich ins Abenteuer stürzen — und das im wahrsten Wortsinn. Denn die Zeit überwindet man nur mit einem Sprung von einem hohen Gebäude. Dass es ausgerechnet das New Yorker Chrysler Building ist, das J für seinen Trip wählt, ist eine treffende Hommage an den zeitlosen Wolkenkratzer, dessen gleißende Art-Deco-Architektur der teilweise hässlichen Gegenwart um ihn herum trotzt.
Fast genauso zeitlos: die mimische Regungslosigkeit, mit der K dem Wahnsinn um ihn herum trotzt. Wie sich herausstellt, beherrschte er die Kunst, wie ein Standbild zu stieren, schon in jungen Jahren. Gut für J, da so kein Zweifel besteht, dass er der jüngeren Version seines Partners gegenübersteht.
Den Betonkopf zu überzeugen, dass sein Leben auf dem Spiel steht, gerät allerdings zum hoffnungslosen Unterfangen, da J nicht weiß, wie er erklären soll, dass er aus der Zukunft kommt. Erst als ihn K in eine Neutralisationszentrifuge steckt und er vor lauter Verzweiflung die Wahrheit brüllt, ist die Skepsis gebrochen. „Warum sagst Du das nicht gleich?“, fragt K ungerührt, während er den hyperventilierenden J wieder frei lässt.
Die Methode, Absurdes dadurch glaubwürdig werden zu lassen, indem man es konsequent zu Ende denkt, beherrscht der Film virtuos. Der Technicolor-Look, der für Regisseur Barry Sonnenfeld stilprägend ist, rundet das ohnehin retrolastige Zeitsprungspektakel passgenau ab. Alles ist überzeichnet, völlig entrückt — und gerade deswegen so unterhaltsam. Gegenspieler Boris (Jemaine Clement), genannt das Tier, ist mit seiner unkaputtbaren Physis und seiner martialischen Art, die Gegner zu erledigen, so etwas wie die Supernova aller Bösewichte. 40 Jahre war er in einem eigens für ihn gebauten Hochsicherheitstrakt auf dem Mond unter Arrest. Als er sich befreien kann, tritt er den Weg zurück in das Jahr an, in dem er wegen K seinen linken Arm verlor.
Klingt völlig bescheuert, und das ist es natürlich auch. Aber eben grandios erzählt. Nichts geht über grenzenlose Fantasie. Der Außerirdische Griffin (Michael Stuhlbarg), der sämtliche Zeitebenen gleichzeitig überblicken kann, ohne dass ihm dabei der Schädel platzt, ist dabei wahrscheinlich der schönste Einfall. Wenn er J und K seine Fähigkeit zeigt, sich überall die bewegensten Momente der Menschheitsgeschichte vor Augen rufen zu können, liegt fast so etwas wie filmische Poesie in der Luft.
Wertung: 5 von 5 Punkten.