Moonrise Kingdom: Erwachsene wissen nichts vom Glück
„Moonrise Kingdom“ erzählt von Kindheit und Sehnsucht.
Düsseldorf. Es gibt da diese traumhaft schöne Szene in Wes Andersons neuem Film: Suzy (Kara Hayward) und Sam (Jared Gilman), die beiden zwölfjährigen Ausreißer und Verliebten, sind an einem kleinen, abgelegenen Strand angekommen. Aus dem tragbaren Plattenspieler erklingt „Le Temps de L’Amour“ von Françoise Hardy. „Das ist die Zeit der Liebe, die Zeit der Freunde und des Abenteuers“, singt sie auf französisch — und Suzy und Sam tanzen dazu in Unterwäsche am Strand.
Die Szene reiht sich ein in viele großartige Bilder, die Anderson in seinem neuem Werk erschafft — und sie spiegelt wider, was den Film die ganze Zeit über begleitet: sich aus der starren Welt der Erwachsenen zu befreien und nach ganz eigenen Vorstellungen zu leben.
Andersons „Moonrise Kingdom“, der zur Eröffnung in Cannes lief, spielt im Jahr 1965. Das Kolorit jener Zeit lässt der Regisseur in seinem Film bis ins kleinste Detail lebendig werden. Die Männer tragen große Brillen mit auffälligen Rahmen, die Frauen Etui-Kleider mit bunten Mustern — und über allen Bildern liegt ein sepiafarbener Hauch.
Mit ihren Eltern und Geschwistern lebt Suzy auf einer kleinen Insel vor der Küste Nordenglands. Dort hat Sams Pfadfindertruppe ihr Sommerlager aufgeschlagen. Schon ein Jahr zuvor haben sich die Wege der beiden gekreuzt — in Briefen haben sie beschlossen, gemeinsam auszureißen. Ihre Flucht in die Wildnis sorgt bei den Eltern (brillant gespielt von Frances McDormand und Bill Murray) und dem Dorf-Sheriff (Bruce Willis) für helle Aufregung — und führt den Erwachsenen zugleich ihr von Regeln und Konventionen bestimmtes Leben vor Augen.
Andersons Faible für unangepasste Figuren zeigt sich hier ein weiteres Mal. Großartig sind die einzelnen Rollen besetzt. In seiner Gesamtschau gerät der Film damit zu einer Mischung aus Kömödie, Romanze und Drama — die ganz nebenbei die Welt der Erwachsenen demontiert.