Oscar-Nominierung: Deutscher Film mit Chancen

„Das Leben der Anderen“ geht ins diesjährige Rennen um die Oscars. Ein klarer Favorit ist ansonsten nicht in Sicht.

Los Angeles. Schon wieder geht ein deutscher Film ins Rennen um die Oscars: Florian Henckel von Donnersmarcks geniales Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" kann sich Hoffnungen machen, am 25. Februar mit einer goldenen Statuette ausgezeichnet zu werden. Verdient hätte es der Debüt-Film des jungen, selbstbewussten Regisseurs, der in Europa schon fast alle Preise abgeräumt hat, die es diesseits des Atlantiks zu gewinnen gibt. Nur die vergangene Woche vergebenen Golden Globes blieben ihm verwehrt. Nun ist er - mit vier anderen ausländischen Filmen, darunter nicht "Volver" - für den "besten nicht-englischsprachigen Film" nominiert. Auch vergangenes Jahr bekam ein deutscher Film diese Ehre: "Die letzten Tage der Sophie Scholl". Er ging allerdings leer aus.

Ansonsten fielen die Nominierungen für die Academy Awards wenig überraschend aus und folgen in großen Teilen den Golden Globes. Einen richtigen Favoriten gibt es nicht. "Babel", das bildgewaltige Globalisierungsdrama des Mexikaners Alejandro González Iñarritu, kann immerhin sieben Nominierungen in den wichtigen Kategorien verbuchen. Das Film-Musical "Dreamgirls" mit Beyoncé Knowles wird zwar acht Mal genannt, jedoch nicht in den entscheidenden Sparten "Schauspieler" oder "bester Film".

Erwartungsgemäß geht Helen Mirren ("The Queen") ins Rennen um den Titel der besten Schauspielerin und muss sich etwa mit Penélope Cruz ("Volver") und Meryl Streep ("Der Teufel trägt Prada") messen. Auch wenn Mirren schon seit der Biennale in Venedig als Favoritin gehandelt wird, muss man zugeben, dass die Konkurrenz nicht zu verachten ist.

Als bester Darsteller tritt Leonardo DiCaprio für seine Rolle in "Blood Diamond" gegen Will Smith ("Das Streben nach Glück") und Forest Whitaker an, der für seine Rolle als Idi Amin in "Der letzte König von Schottland" schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Doch diesmal führt wahrscheinlich kein Weg an DiCaprio (auch "Departed") vorbei, der schon vor zwei Jahren für "Aviator" einen Oscar verdient hätte.

Genau wie Regisseur Martin Scorsese. Doch auch ihn überging die Jury, fast schon traditionsgemäß, muss man sagen. Denn trotz seiner langen Filmkarriere, etlicher Meisterwerke (u.a. "Wie ein wilder Stier", "Casino") und zahlreicher Oscar-Nominierungen hat er nie eine goldene Statuette mit nach Hause nehmen können. Diesmal muss es also klappen.

Aber Scorsese sieht sich nicht nur als Regisseur, sondern auch in der Kategorie "Bester Film" einer starken Konkurrenz gegenüber, etwa Clint Eastwood, gegen den er sich schon 2005 geschlagen geben musste, als das "Million Dollar Baby" den "Aviator" aus dem Ring boxte. In diesem Jahr ist Eastwood für sein Kriegsdrama "Letters from Iwo Jima" nominiert. Auch Stephen Frears subtile "Queen" erhält die Chance auf den Oscar, genau wie die Familienkomödie "Little Miss Sunshine" und das gelungene 9/11-Drama "Flug 93".

Schön, dass beeindruckende Filme von 2006 nun noch einmal ins Rampenlicht rücken. Wie "Children of Men", Alfonso Cuarons düsterer Endzeit-Thriller, der für die beste Kamera und den besten Schnitt nominiert wurde. Sein Hauptdarsteller Clive Owen ging leider leer aus.

Geboren 2. Mai 1973 in Köln. Die Eltern stammen aus Schlesien. Aufgewachsen in New York, Berlin, Frankfurt, Brüssel.

Ausbildung Abitur, Studien in Leningrad, Oxford. Regie-Praktikum bei Richard Attenborough. Hochschule für Fernsehen und Film München, Kurzfilme.

"Das leben der Anderen": Stasi-Drama, in 21 Wochen 1,4 Millionen Zuschauer. Spielt 1984 in Ost-Berlin. Viele Preise, so den Europäischen und den Deutschen Filmpreis.

Persönliches Ist 2,05 Meter groß, mag große, emotionale Filme. Lieblingsfilm: "Und täglich grüßt das Murmeltier".