Regisseur Francesco Rosi gestorben
Rom (dpa) - Der italienische Regisseur und Drehbuchautor Francesco Rosi ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 92 Jahren, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.
Der ausgezeichnete Filmemacher war berühmt für seine schonungslosen, politisch engagierten Filme wie „Hände über der Stadt“ oder „Wer erschoss Salvatore G.“.
Rosi war einer der letzten Überlebenden der goldenen Ära des italienischen Nachkriegsfilms. Kritiker nannten ihn in den 1970er Jahren den „intellektuellsten der italienischen Regisseure“. Mit seiner Arbeit beeinflusste er Regisseure wie Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Ken Loach oder Oliver Stone.
„Es ist ein sehr trauriger Tag für die Kinowelt, einer ihrer Meister ist von uns gegangen“, sagte der italienische Kulturminister Dario Franceschini am Samstag.
Wirtschaftliche Unterentwicklung, Korruption und Mafia: Die großen Probleme Italiens waren auch Rosis große Themen. Filme wie „Christus kam nur bis Eboli“, „Lucky Luciano“ oder „Wer erschoss Salvatore G.“, mit dem ihm der internationale Durchbruch gelang, waren auch immer Zustandsbeschreibungen der Gesellschaft.
Mit „Hände über der Stadt“ gewann Rosi 1963 in Venedig den Goldenen Löwen. Der Film beleuchtet kritisch den wirtschaftlichen Boom im Nachkriegs-Italien. „Drei Brüder“ (1981) befasst sich mit dem Terrorismus der 1970er-Jahre in Italien. Schon in seinem Erstlingswerk „Die Herausforderung“ (1958) setzte der gebürtige Neapolitaner Rosi den Ton: Er beschreibt darin das verbrecherische Treiben der Händler auf dem Gemüsegroßmarkt seiner Heimatstadt.
Einen seiner größten Erfolgen errang Rosi 1972 mit der Goldenen Palme in Cannes für „Der Fall Mattei“. 1997 meldete er sich nach langem Schweigen zurück: „La Tregua“ (Der Waffenstillstand) beschreibt nach Erinnerungen des Schriftstellers Primo Levi dessen Flucht aus dem KZ Auschwitz nach Italien.
2008 wurde Rosi, in seinen Anfängen Regieassistent bei Luchino Visconti, in Berlin der Goldene Ehrenbär verliehen. Vier Jahre später erhielt er in Venedig den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk.
Am 15. November 1922 als Sohn einer wohlhabenden Familie geboren, sympathisierte Rosi mit den Sozialisten. Er wurde ein Freund des italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano.
Über seine Ehefrau Giancarla Mandelli sagte Rosi: „Wir waren glücklich miteinander, mehr als 50 Jahre lang. Ohne sie hätte ich fast nichts von dem machen können, was ich gemacht habe.“ Als Giancarla an Alzheimer erkrankte, hörte Rosi auf zu arbeiten, um sie zu pflegen. Sie starb 2010.
Rosi soll am Montag, begleitet von einer Trauerfeier im Filmzentrum Casa del Cinema in der Villa Borghese, in Rom beigesetzt werden.