Regisseur Schlöndorff mit Viadrina-Preis geehrt
Frankfurt (Oder) (dpa) - Regisseur Volker Schlöndorff ist am Mittwoch in Frankfurt (Oder) mit dem Viadrina-Preis ausgezeichnet worden. Der 71-Jährige nahm die mit 2500 Euro dotierte Auszeichnung im Audimax der Europa-Universität Viadrina für seine Verdienste um die deutsch-polnische Verständigung entgegen.
Der polnische Botschafter Marek Prawda nannte den neuen Viadrina-Preisträger einen „Filmdiplomaten“: „Volker Schlöndorff hat mit seinen Filmen unvergessliche Denkmäler gesetzt.“ Er sei eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des deutschen und europäischen Films.
Schlöndorff selbst gab sich bescheiden: „Ich habe mich nie um das deutsch-polnische Verhältnis bemüht.“ Er sei einfach nur neugierig gewesen und habe eine „Wahlverwandtschaft“ zu Polen entwickelt, sagte er. Sein Film „Die Blechtrommel“ bekam als erster deutscher Spielfilm nach dem Zweiten Weltkrieg einen Oscar. Schlöndorff sagte, angesichts der bisherigen Preisträger fühle er sich fehl am Platz in dieser Reihe - zu der auch der Autor des „Blechtrommel“-Romans, Günter Grass, gehört. „Da komme ich mir wie ein Schwarzfahrer vor.“ 2009 ging der Viadrina-Preis an den ersten nichtkommunistischen polnischen Ministerpräsidenten, Tadeusz Mazowiecki. In diesem Jahr war erstmals ein Vertreter des Films dran.
Schlöndorff verwies auf das Kriegsdrama „Der Kanal“ in der Regie von Andrzej Wajda, das er während seines Studiums in einem Pariser Kino gesehen habe und das eine Art Erweckungserlebnis für seine Sympathie mit Polen gewesen sei. Konkret wurde es dann bei der „Blechtrommel“. Schlöndorff erinnerte an die Schwierigkeiten beim Drehen in Danzig. „Es war der Herbst 1978 und auf der stocznia, der Werft, gab es erste Unruhen.“
An diese Ereignisse knüpfte der Regisseur später mit dem kontrovers diskutierten Film „Strajk - Die Heldin von Danzig“ an. Darin spielt Katharina Thalbach die Kranführerin Anna Walentynowicz, Symbolfigur der polnischen Arbeiterbewegung. Dass ausgerechnet ein Deutscher sich dieses wichtigen Kapitels der jüngsten polnischen Geschichte im Film annahm, erregte Widerspruch in Polen. Der Viadrina-Preis wird seit 1999 vom Förderkreis der Universität verliehen.