Schauspieler Bjarne Mädel: „Ich hab dem Ernie viel zu verdanken“

Bjarne Mädel spielt Strombergs liebstes Mobbingopfer. Auf die Rolle festnageln lassen will er sich aber nicht — bei aller Liebe.

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Berlin. Als Mobbingopfer Ernie in der Büro-Kultserie „Stromberg“ wurde Bjarne Mädel vor fast zehn Jahren zum Liebling der deutschen Serienfans. Mittlerweile ist er auch „Tatortreiniger“ und Polizeiobermeister Dietmar Schäffer in der Krimiserie „Mord mit Aussicht“. Im Interview spricht der 45 Jahre alte Schauspieler über den Stromberg, Nivea-Creme in den Haaren, seine Sehnsucht nach Serien im US-Stil — und warum ihn Ernie irgendwann genervt hat.

Herr Mädel, durch Ihre Rolle als Berthold „Ernie“ Heisterkamp wurden Sie in Deutschland bekannt. Stört es Sie, immer nur „der Ernie“ zu sein?

Bjarne Mädel: Klar. Das ist immer die Gefahr, wenn man eine Serienfigur spielt und die Serie länger und erfolgreich läuft. Aber es würde meinem Schauspiel nicht gerecht werden, wenn es heißt, der Mädel kann nur eine Rolle spielen. Bruno Ganz würde man auch nicht fragen: „Wie viel Adolf Hitler steckt in Ihnen?“

Wie lange dauert es, „Ernie“ so aussehen zu lassen, wie er nun mal ist: schwitzend, etwas altbacken, unsexy?

Mädel: Meistens nur fünf Minuten. Mir werden ein paar Pickel gemalt, und dann wird mir noch sehr gekonnt ein wenig Nivea-Creme in die Haare geschmiert — fertig ist der Ernie.

Manchmal ist Ihre Rolle, vorsichtig formuliert, für den Zuschauer etwas anstrengend.

Mädel: In Staffel fünf hat mich Ernie manchmal genervt, weil er noch hysterischer als sonst war. Im Film konnte ich ihn etwas herunterdrehen. Natürlich ist der immer noch nicht ganz dicht, aber man konnte ihn wieder etwas normaler zeigen. Das hat mich total gefreut. Ich hab dem Ernie viel zu verdanken.

US-Serien wie „Breaking Bad“ machen Kinofilmen Konkurrenz. Wie steht es um die Serienlandschaft in Deutschland?

Mädel: Wir in Deutschland hinken da komplett hinterher. Die Amis können weltweit vermarkten und haben ganz andere finanzielle Möglichkeiten. Ich gucke einige dieser US-Serien wahnsinnig gerne. Das sind richtige Serien im wörtlichen Sinne, wo du die elfte Folge nicht verstehst, wenn du die zehnte, neunte und achte nicht gesehen hast. Das baut aufeinander auf. Das hat man in Deutschland ganz verschlafen — obwohl das doch eigentlich der Sinn einer Serie ist. Hier gibt es nicht den Mut zu sagen: Ich bestelle jetzt 30 Folgen einer Serie.

Haben Sie eine Lieblingsserie?

Mädel: Ich habe vor kurzem „Breaking Bad“ zu Ende geguckt. Das war der Kracher. Was die spielen, finde ich sensationell und spannend.

Bryan Cranston spielt darin einen schwerkranken Chemielehrer, der sich entschließt, Drogendealer zu werden.

Mädel: Das ist nur der Teppich, auf dem zwischenmenschliche Geschichten erzählt werden. Man verliebt sich in Figuren — darin liegt aber auch die Gefahr zu sagen: Bryan Cranston ist Walter White. Wenn der in anderen Filmen spielt, denkst du sofort an den Typen, der Breaking Bad groß gemacht hat. Das ist der Fluch von Serien.