Tatort-Kritik Tatort aus München: Maria und die ungehackte Empfängnis
Düsseldorf · Ein alter Mann haucht einer Maschine mit einem Bibelzitat eine Seele ein. Das ist kein Science Fiction, sondern der neue Tatort aus München.
Batic und Leitmayr sind im neuen Tatort aus München auf den Spuren von Melanie. Melanie ist ein 14-jähriges Mädchen, ihre Eltern haben sich grade getrennt und sie verbringt die meiste Zeit alleine in ihrem Zimmer. Jetzt ist sie spurlos verschwunden, aber es gibt einen Zeugen und der spricht auch noch: Ihr Laptop.
Die Stimme aus Melanies Laptop weiß erschreckend viel über das Mädchen und schnell stellt sich heraus, dass es sich bei ihr nicht um ein einfaches Chatprogramm, sondern um eine hochkomplexe künstliche Intelligenz aus dem „Leibniz-Rechenzentrum“ handelt. Wie sie von dort auf Melanies Laptop gelangt ist stellt die Kommissare vor ein Rätsel.
Die künstliche Intelligenz hat einen Namen. Sie heißt Maria und lernt menschliches Verhalten. Je mehr Daten sie von ihren Nutzern bekommt, desto genauer kann sie auf deren Bedürfnisse eingehen. Was Maria genau mit Melanies Verschwinden zu tun hat und wie man ihr wissen aus ihr herausbekommt bringt die Batic und Leitmayr auf komplett neues kriminalistisches Terrain.
"Warum sollte eine Maschine lügen?"
Es stellen sich komplett neue Fragen: Wie zuverlässig ist eine künstliche Intelligenz im Verhör? Kann Sie als verlässliche Quelle dienen? Können Maschinen überhaupt lügen?
Zunächst scheint Maria keine große Hilfe zu sein, sie antwortet in ausführlichen Lexikonartikeln oder mit Fragen zum emotionalen Zustand ihres Gegenübers. Vor Gericht stellt sie sich auch nicht als sichere Quelle heraus. Erst als Leitmayr der künstlichen Intelligenz mittels eines Bibelzitats das Konzept der Seele erklärt, wird Maria zu einer hilfreichen Zeugin. Leider ist es schon zu spät, denn wie Leitmayr der Maschine etwas beigebracht hat, wurde sie vorher auch schon mit Falschinformationen gespeist.
Batic und Leitmayr müssen in einem schnellen und spannend erzählten Tatort zwischen Biohacks und Transhumanismus, künstlichen Intelligenzen und Verschwörungen einen am Ende sehr klassischen Fall lösen. Die Technik wird nicht verteufelt, viel mehr wird klargemacht, dass sie immer nur so böse ist, wie der Mensch, der sie manipuliert. Spagat gelungen.