„Stirb Langsam V“: Wenn der Vater mit dem Sohne (Mit Video "Making of")

Action: Bruce Willis kehrt als John McClane für den fünften Teil von „Stirb langsam“ zurück.

Düsseldorf. Ballern, das kann John McClane immer noch wie in den 1980ern: Fünf Mal ins Schwarze, der junge Kollege auf dem Schießstand nickt beeindruckt. McClane hat dafür nur ein Schulterzucken übrig. Soll heißen: Bürschchen, ich mache das schon seit 25 Jahren!

Nicht nur McClane ist ein Vierteljahrhundert älter, auch der Mann, der ihn verkörpert, ist etwas eingerostet. Nicht unbedingt physisch. Im Vergleich zu seinen Actionstar-Kollegen Schwarzenegger und Stallone, deren Körper von runzeligen Anabolika-Hügeln versehrt sind, ist Bruce Willis noch straff und drahtig. Aber sein Spiel, das war schon mal vielschichtiger. Daran ändert auch der höchste französische Kulturorden nichts, den Willis am Mittwoch, pünktlich zum Filmstart, erhielt.

Fast hat man Mitleid, wie man ihn in den ersten Szenen des fünften Teils von „Stirb langsam“ um eine coole Haltung bemüht sieht. Sein Mienenspiel: irgendwas zwischen Kölner Milieu-Mafioso und Zahnarztpatient mit Kiefernarkose. Wie in Zeitlupe dreht er seinen Kopf, ein bisschen, als hätte er Muskelkater. Wenn man sich mit 57 noch mal für eine Actionrolle fit trainieren muss, hinterlässt das Spuren.

Willis wie McClane müssen für ihr Comeback erstmal wieder in die Spur kommen. Wie macht man das am besten? Ganz klar, Urlaub! Für einen wie McClane, der für den Job sogar seine Ehe geopfert hat, kein leichter Schritt. Deswegen verbindet er das Angenehme mit dem Nützlichen und reist nach Moskau, wo sein Sohn gerade verhaftet wurde. Wegen Drogendelikten, mutmaßt McClane. Doch der Spross kommt ganz nach Daddy. Jack (Jai Courtney, „Spartacus“) ist CIA-Agent, der einen inhaftierten Oligarchen (Sebastian Koch) gegen Informationen über die russische Staatsspitze überlaufen lassen will. Weil der Herr Papa das nicht gleich blickt, gerät die Mission empfindlich in Gefahr.

Die Familie, mal wieder! Zwei Mal musste John McClane seine Frau vor terroristischen Querschlägern retten, im letzten Teil (2007) war es dann die Tochter (Mary Elizabeth Winstead), die in die Fänge eines durchgeknallten Cyber-Kriminellen geriet. Diesmal: der Sohn. Entfremdet, draufgängerisch, stur. Von wem er das wohl hat? Beim Versuch, ihm durch die Moskauer Innenstadt zu folgen, legt McClane mal eben den gesamten Verkehr lahm. So viel Blech wie in diesen satten 20 Minuten Verfolgungsjagd sah man selten auf der Leinwand bersten. Selten stellte man sich in solch einer Szene aber auch immer wieder die Frage: Warum, zum Teufel?

Die Antwort ist einfach. Für den fünften Aufguss fehlte offensichtlich eine clevere Idee, die das Actionvehikel zusammenhält. Der vierte Teil, in dem McClane als analoger Held von gestern gegen digitale Terroristen aus dem Netz antreten musste, war ein Musterbeispiel dafür, wie man eine verdiente Reihe zeitgemäß reanimiert. Diesmal fällt McClane in düstere Vorzeiten zurück. Wo’s nicht mehr weiter geht, wird scharf geschossen. Selbst sein Sohn, der zunächst Verstand walten lassen will, beugt sich irgendwann dieser simplen Western-Logik.

Schade, denn die Einzelelemente, aus der das Weltbedrohungsszenario besteht, sind geschickt gewählt. Russische Willkürjustiz, Korruption, Oligarchentum — daraus hätte ein brisanter Politplot werden können, frei von jedem Vorwurf, finstere Kalte-Kriegs-Klischees zu bedienen. Dazu kommt mit Sebastian Koch ein Darsteller, der seine Rolle nie überzeichnet und sie dadurch spannend hält.

In „Stirb langsam — Ein guter Tag zum Sterben“, so der vollständige Titel, sind die aktuellen Bezüge aber nichts weiter als wackelige Staffage für einen Film, in dem einfach nur alle fünf Minuten irgendetwas in die Luft gehen soll, inklusive Tschernobyl. Ziemlich verstrahlt, das Ganze. Sollte McClane wiederkommen, hat er ordentlich Luft nach oben.

WZ-Wertung: Drei von fünf Punkten