"Tatort" Dortmund: Die Rückkehr ins Ruhrgebiet
Dortmund. Der WDR schafft sich in Dortmund mit einem vierköpfigen Ermittlerteam um Jörg Hartmann („Weissensee“) ab Herbst 2012 ein drittes „Tatort“-Standbein — neben Köln und Münster.
Damit wird das Ruhrgebiet zum dritten Mal Schauplatz der traditionsreichen ARD-Krimireihe.
Von 1974 bis 1980 ermittelte Kommissar Haferkamp (Hansjörg Felmy) in Essen. Für Furore sorgte anschließend in Duisburg Horst Schimanski (Götz George), der bis heute in unregelmäßigen Abständen in der Reihe „Schimanski“ ein Eigenleben führt. Vom Dortmunder „Tatort“ sind jährlich zwei Folgen geplant. Im März beginnen die Dreharbeiten zum ersten Fall.
Die Zahl der jährlich neu produzierten Filme für die Teams in Köln (in der Regel drei) und Münster (zwei) bleibt erhalten. „Wir können das Rad nicht neu erfinden, aber wir wollen das Format neu beleben, gründlicher und genauer sein und uns enger an die Wirklichkeit halten“, sagte Redakteur Frank Tönsmann am Dienstagabend in Köln. Das Besondere des Dortmunder „Tatorts“ soll sein, dass hier ein gleichberechtigtes Ensemble aus Ermittlern die Fälle lösen soll und die Geschichten ausschließlich aus ihrer Perspektive erzählt werden.
„Minimale Ausnahmen“ seien zwar erlaubt, doch geplant seien grundsätzlich „Working-Place“-Dramen, Filme also, die sich auf den Arbeitsplatz der Polizisten konzentrieren. Auch das Privatleben der vier Hauptfiguren — zwei Männer, zwei Frauen — soll nur dann eine Rolle spielen, wenn es sich im beruflichen Alltag spiegelt.
Leiter der Mordkommission ist Peter Faber, der nach einer Zwischenstation in Lübeck wieder in seine Heimat zurückkehrt. Diesen Faber spielt der in Hagen bei Dortmund geborene und in Herdecke im Ruhrgebiet aufgewachsene Hartmann (42), der im vergangenen Jahr für die Rolle eines Stasi-Offiziers in der ARD-Serie „Weissensee“ mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Mit der aus zahlreichen Fernsehfilmen bekannten Anna Schudt (37) und der 1983 in Bünde/Westfalen geborenen Aylin Tezel („Almanya — Willkommen in Deutschland“) sind auch die beiden Frauenrollen bereits vergeben. Die vierte, männliche Hauptfigur ist noch nicht besetzt.
Die Idee eines Ensemble-„Tatorts“ geht auf den erfahrenen Drehbuchautor Jürgen Werner zurück, der zuletzt den SWR-„Tatort: Im Abseits“ um eine ermordete türkischstämmige Fußballerin geschrieben hatte. Im vergangenen Jahr erhielt das aus seiner Feder stammende Drama „Zivilcourage“ mit Götz George als einem von Jugendlichen bedrohten Buchhändler den Grimme-Publikumspreis der Marler Gruppe. Die Regie im ersten Dortmunder Fall übernimmt mit Thomas Jauch ebenfalls ein routinierter Krimi-Regisseur, der bereits ein Dutzend „Tatort“-Filme inszeniert hat.
Das neue Ermittler-Team werde zeigen, „welche ungeheure Vielfalt in der Ruhrgebietsmetropole Dortmund steckt. Und wir erfahren viel über das Temperament der Leute, die dort leben. Hier nimmt man das Leben bei den Hörnern und jammert nicht“, erklärte WDR-Intendantin Monika Piel in einer Pressemitteilung.
Die Krimi-Reihe „Tatort“ erfreut sich weiter ungebrochener Beliebtheit. Auf dem Krimi-Sendeplatz am Sonntagabend, an dem auch der „Polizeiruf 110“ ausgestrahlt wird, erreichte die ARD in diesem Jahr nach Angaben von WDR-Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff bisher einen durchschnittlichen Marktanteil von 22,8 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen lagen die Sonntagskrimis mit 17,2 Prozent Marktanteil deutlich über dem Schnitt des Ersten Programms in dieser Zielgruppe. Spitzenreiter ist die „Tatort“-Folge „Herrenabend“ aus Münster mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers, die im Mai 11,79 Millionen Zuschauer sahen — so viele, wie seit 18 Jahren nicht mehr bei einem „Tatort“.