"Tatort"-Geschichte: eine Chronologie zu 1000 Krimis

Lagerfeuer der Nation: Der „Tatort“ wird gern aufgeladen. In 46 Jahren und 1000 Fällen ist viel passiert.

Am Sonntag läuft der 1000. Tatort - ein Ende ist nocht nicht in Sicht.

Foto: Georg Wendt

Berlin. 1000 mal „Tatort“ im Ersten wichtige Fälle und interessante Geschichten seit 1970. Eine Auswahl:

29.11.1970: Erster Krimi der Reihe:„Taxi nach Leipzig“ mit Walter Richter als Hamburger Kommissar Paul Trimmel. Ausgangslage:In der DDR wird an einem Autobahnrastplatz bei Leipzig die Leiche eines Jungen gefunden, der Schuhe aus der Bundesrepublik trug. Nach kurzer Zeit ziehen die DDR-Behörden ihr Hilfeersuchen zurück.

07.01.1973:Der amerikanische Filmemacher Samuel Fuller („Polizei greift ein“) steuert den Film „Tote Taube in der Beethovenstraße“ bei, der dann sogar 1974 in den USA mit dem Titel „Dead Pigeon On Beethovenstreet“ ins Kino kommt. Ausgangspunkt des TV-Experiments: ein in Bonn erschossener Privatdetektiv aus den USA.

11.11.1973:Der Fall „Tote brauchen keine Wohnung“ mit Gustl Bayrhammer als Kommissar Veigl, Helmut Fischer als Ermittler Lenz und Walter Sedlmayr als fiesem Vermieter sorgt für Aufsehen. Es geht um Gentrifizierung in München und den Gifttod einer Seniorin.

09.11.1975:Erster „Tatort“ mit sogenanntem Migrationsbezug:In der brutalen Berliner Folge „Tod im U-Bahnschacht“ wird Kommissar Schmidt (Martin Hirthe) mit dem Tod eines illegal beschäftigten Arbeiters aus dem Ausland und den Machenschaften von Menschenschmugglern konfrontiert.

27.03.1977:„Reifezeugnis“ von Wolfgang Petersen, der legendäre „Tatort“ schlechthin. Der Kieler Kommissar Finke (Klaus Schwarzkopf) hat es mit dem Mord an einem Schüler zu tun und trifft auf eine Schülerin (Nastassja Kinski), die ein Verhältnis mit ihrem Lehrer (Christian Quadflieg) hat.

01.01.1978:„Rot, rot, tot“ mit Curd Jürgens als Frauenmörder - Quotenrekord laut ARD-Medienforschung:Etwa 26,6 Millionen Zuschauer in der Bundesrepublik sehen damals diesen Stuttgarter „Tatort“.

29.01.1978:Als erste Ermittlerin der Reihe schickt der damalige Südwestfunk Kommissarin Marianne Buchmüller (Nicole Heesters) ins Rennen. Auftakt:„Der Mann auf dem Hochsitz“. Bis 1980 gibt es drei Folgen.

14.06.1979:Jubiläum 100. „Tatort“ >der Essener Fall „Ein Schuss zuviel“ mit Hansjörg Felmy als Heinz Haferkamp.

28.06.1981:Erster Schimanski-„Tatort“ Titel: „Duisburg-Ruhrort“. Eines der ersten Worte des Ermittlers ist „Scheiße“. Die Fernsehzuschauer wissen damit sofort, woran sie bei Schimmi, dem Kriminalhauptkommissar Horst Schimanski (Götz George) sind. 29 „Tatort“-Folgen gibt es bis 1991. Zwei Fälle kommen auch ins Kino:„Zahn um Zahn“ (1985) und „Zabou“ (1987). Später gibt es eine Reihe „Schimanski“ außerhalb des „Tatort“-Formats.

23.04.1984:Mit der Folge „Haie vor Helgoland“ nimmt Manfred Krug als Hamburger Ermittler Paul Stoever den Dienst auf. Ab 1986 hat er Charles Brauer als Peter Brockmöller an seiner Seite. Das Duo Stoever und Brockmöller wird bekannt mit seinen Gesangseinlagen.

30.08.1987:Im Wiener Fall „Wunschlos tot“ ist Christoph Waltz, der spätere Oscar-Preisträger („Inglourious Basterds“, „Django Unchained“) und baldige Bond-Bösewicht einmalig als „Tatort“-Ermittler (Inspektor Passini) zu sehen.

29.10.1989:Start für Ulrike Folkerts als Lena Odenthal in Ludwigshafen („Die Neue“). Sie ist noch heute im Einsatz und damit die dienstälteste Ermittlerin der Reihe.

16.04.1990:Erster Schweizer „Tatort“. Der Krimi „Howalds Fall“ mit Mathias Gnädinger als Berner Detektivwachtmeister Walter Howald ist äußerst eigenwillig:Es geht um Waffenhandel, der Ermittler wird selbst zum Täter und erschießt sich schließlich.

28.10.1990:Der Krimi „Unter Brüdern“ ist eine deutsch-deutsche Koproduktion von DFF und ARD aus den Krimireihen „Polizeiruf 110“ und „Tatort“. Es treffen aufeinander:die Kommissare Fuchs (Peter Borgelt) und Grawe (Andreas Schmidt-Schaller) aus dem Osten und Schimanski (Götz George) und Thanner (Eberhard Feik) aus dem Westen.

26.11.1995:Zum 25. Jubiläum läuft der Münchner Krimi „Frau Bu lacht“ in der Regie von Dominik Graf viele Kritiker halten diesen Kindesmissbrauch-Thriller rund um menschenverachtenden Handel mit Frauen aus Thailand für einen der besten „Tatorte“ überhaupt.

31.03. und 04.05.1997: Die Fälle „Gefährliche Übertragung“ und „Alptraum“ mit Hannelore Elsner als Lea Sommer lassen die Ermittlerin aus der in Frankfurt/Main spielenden ARD-Serie „Die Kommissarin“ (1994 bis 2006) kurzzeitig zur Hamburger „Tatort“-Kommissarin werden.

13.07.1998: Nur an einem späten Montagabend läuft die Premiere des Berliner „Tatorts“ mit dem Titel „Ein Hauch von Hollywood“ mit Winfried Glatzeder als Kommissar Roiter. Der Film galt als ungeeignet für die Hauptsendezeit. Der SFB drehte aus Kostengründen alle zwölf Roiter-Krimis auf billigem Video statt normalem Filmmaterial.

25.07.1999:Der Berliner Fall „Dagoberts Enkel“ nimmt Bezug auf reale Ereignisse rund um den Kaufhauserpresser Dagobert, der Anfang der 90er bekannt wurde die Schauspieler Stefan Jürgens und Dominic Raacke haben es im Film mit einem Erpresser zu tun, der mit Bombenanschlägen in Postämtern droht.

26.11.2000:Zum 30. Jubiläum vom „Tatort“ läuft die Folge „Quartett in Leipzig“, in der sich die Leipziger Ermittler Ehrlicher und Kain (Peter Sodann und Bernd Michael Lade) und die Kölner Kommissare Ballauf und Schenk (Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär) treffen. Eine erneute MDR/WDR-Koproduktion („Rückspiel“) kommt am 10.11.2002.

25.11.2001: In der von Brutalität und Selbstjustiz geprägten Kölner Folge „Bestien“ wird ein reales Foto des Neonazi-Terroristen Uwe Mundlos vom NSU (Nationalsozialistischen Untergrund) gezeigt, was jedoch erst 2012 nach dem Auffliegen der rechtsextremen Mordserie zum Thema wird.

20.05.2002:Jubiläum 500. „Tatort“:der Bremer Fall „Endspiel“ mit Sabine Postel.

20.10.2002:Das Münster-Team startet („Der dunkle Fleck“). Das komische Duo Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Rechtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) gilt fortan als das beliebteste.

04.04.2004:Der Bremer Satanismus-Krimi „Abschaum“ mit Sabine Postel und Oliver Mommsen löst wegen der vielen Mordopfer eine Debatte in Politik und Medien aus.

23.12.2007:Der Fall „Wem Ehre gebührt“ mit Maria Furtwängler als Charlotte Lindholm in Hannover (Regie:Angelina Maccarone) löst wegen der Verknüpfung von Inzest und der islamischen Glaubensrichtung der Aleviten Proteste der alevitischen Gemeinde in Deutschland aus.

25.05.2008:Jubiläum 700. „Tatort“:Im Fall „Todesstrafe“ nehmen Simone Thomalla und Martin Wuttke als Leipziger Team die Arbeit auf. Im April 2015 ist für das Duo Schluss.

03.01.2010:„Tatort“ Nummer 751 - Titel „Weil sie böse sind“ - mit den Frankfurter Ermittlern Dellwo und Sänger (Jörg Schüttauf und Andrea Sawatzki) glänzt mit einem bitterbösen Adelsspross, gespielt von Matthias Schweighöfer.

28.11.2010:Zum Jubiläum „40 Jahre „Tatort““ läuft der erste Fall mit Ulrich Tukur als Ermittler Murot, den ein Tumor im Kopf auf einen besonderen Trip bringt. Krimititel:„Wie einst Lilly“.

19.12.2010:Der Münchner Krimi über einen Sexualmörder „Nie wieder frei sein“ (Regie:Christian Zübert) wird vielfach gelobt und ausgezeichnet.

08.05.2011:800. „Tatort“ und erster Fall des hochgelobten, Frankfurter Teams Steier und Mey (Joachim Król und Nina Kunzendorf), das aber nur kurz im Einsatz ist:„Eine bessere Welt“.

05.02.2012:Die Wiener Folge „Kein Entkommen“ mit Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser gehört zu den wenigen, die einen Grimme-Preis gewinnen.

08. und 09.04.2012:In der Doppelfolge „Kinderland“ und „Ihr Kinderlein kommet“ zu Ostern ermitteln Saalfeld und Keppler (Simone Thomalla und Martin Wuttke) in Köln statt Leipzig und unterstützen ihre Kollegen Ballauf und Schenk (Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär).

09. und 16.12.2012:In der Doppelfolge aus Hannover - erster Film „Wegwerfmädchen“, zweiter Film „Das goldene Band“ - hat es Maria Furtwängler als Charlotte Lindholm mit den fiesen und kaum nachweisbaren Machenschaften im Frauenhandel zu tun.

10.03.2013:Erster „Tatort“ mit Til Schweiger. Mit dem Krimi „Willkommen in Hamburg“ setzt der Kinostar neue Maßstäbe in Sachen Action und Produktionskosten.

08.09.2013:Der Krimi „Gegen den Kopf“ über einen sinnlosen tödlichen Gewaltakt in einer Berliner U-Bahn-Station kommt als gesellschaftliches Spiegelbild gut bei den „Tatort“-Fans an.

26.12.2013:Erster Weimar-„Tatort“ zum Weihnachtsfest - eine Komödie mit den Kinostars Christian Ulmen und Nora Tschirner als Lessing und Dorn. Der wurstige Fall heißt „Die Fette Hoppe“.

05.01.2014:Im Fall „Franziska“ stirbt die langjährige Kölner Assistentin Franziska Lüttgenjohann (Tessa Mittelstaedt) bei einer Geiselnahme im Gefängnis. Die Erstausstrahlung des Gruselkrimis wird aus Jugendschutzgründen erst nach 22 Uhr gelegt.

12.10.2014:Die Folge „Im Schmerz geboren“ mit Ulrich Tukur als Felix Murot stellt einen Leichenrekord in der „Tatort“-Geschichte auf. Während der Hessische Rundfunk vorab monatelang von 47 Leichen am Ende der Handlung spricht, zählt „Tatort-Fundus.de“ 51 Leichen.

12.04.2015:Der lange Zeit angekündigte erste Franken-„Tatort“ (Titel:„Der Himmel ist ein Platz auf Erden“) mit Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs bekommt viel Resonanz.

15.11.2015:Für Aufsehen sorgt, dass der Berliner Hauptkommissar Robert Karow (Mark Waschke) im „Tatort“-Krimi „Ätzend“ einen Mann mit nach Hause nimmt und mit ihm die Nacht verbringt. Ist er der erste schwule Kommissar der Reihe? Eine Folge später („Wir - Ihr - Sie“, 5.6.2016) ist der Ermittler sogar beim Sex mit einem Mann zu sehen.

27.12.2015:Sehr verschwurbelt und manchem als „Verarsche“ („Bild“) kommt die Handlung vom Krimi „Wer bin ich?“ mit Ulrich Tukur als Felix Murot daher. In dem Film-im-Film spielen die Schauspieler angeblich sich selbst. Besonders absurd:Ex-„Tatort“-Star Martin Wuttke spielt Ex-„Tatort“-Ermittler Wuttke.

04.02.2016:Der „Tatort“-Kinofilm „Tschiller:Off Duty“ mit Til Schweiger startet in den deutschen Kinos. Er lockt nur etwa 275 000 Zuschauer vor die Leinwände.

28.03.2016:Zunächst als Event-„Tatort“ läuft ein Fall mit Heike Makatsch in Freiburg („Fünf Minuten Himmel“).

13.11.2016:Der 1000. „Tatort“-Krimi im Ersten. Der NDR beziehungsweise die ARD schickt den Kieler Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) und seine Hannover-Kollegin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler)) auf eine Horrorfahrt als Geiseln - der Jubiläumskrimi heißt wie der erste 1970 „Taxi nach Leipzig“.