Tom Hanks über den Dreh mit Julia Roberts

Berlin (dpa) - Tom Hanks (54) ist „Larry Crowne“ - ein Mittfünfziger, der aus heiterem Himmel seinen Job als Supermarktmanager verliert. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Berlin erzählte der Oscar-Preisträger, dass er selbst schon mehrmals gefeuert wurde - ohne es zu merken, und warum es manchmal gar nicht einfach war, zur selben Zeit Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur von ein und demselben Film zu sein.

Ihr Filmheld Larry wird völlig überraschend gefeuert - haben Sie schon ähnliche Erfahrungen gemacht, am Freitag noch bei der Arbeit und am Montag arbeitslos?

Hanks: „Also, was ich so mitkriege, werden die meisten Leute wirklich freitags gekündigt. Mein Charakter Larry steht da ja im Film auch freitags - die schwafeln ihm was vor, warum sie ihn kündigen und er versteht nur Bahnhof. Denn der Punkt ist eigentlich auch nur: Er ist arbeitslos, er ist entlassen, fertig. Ich persönlich, ich weiß auch nicht genau, wie man so etwas sanfter mitteilen soll. Da gibt es, glaube ich, keinen guten Weg. Die paar Male, die ich schon gekündigt wurde, da wusste ich auch nicht mal, dass ich gekündigt wurde. Das habe ich immer erst ein paar Tage später gemerkt.“

Das heißt Sie kamen zur Arbeit, obwohl Sie gefeuert waren?

Hanks: „Na, ich dachte schon oft, dass ich eine Rolle sicher hätte. Die Produzenten sagten mir, dass ich die Rolle habe, die Studios, alle. Und dann hatte ich die Rolle plötzlich doch nicht. Die haben mit freitags klammheimlich rausgecastet.“

Haben Sie schon mal jemanden gefeuert? Und wenn ja, wie?

Hanks: „Also spontan habe ich noch niemanden gekündigt. Aber ich habe schon öfter mal zu jemandem gesagt: Du, wenn wir das hier fertig gemacht haben, dann lass uns getrennte Wege. Ich finde, das ist eine faire Art.“

Sie spielen in „Larry Crowne“ die Hauptrolle, führen selbst Regie und haben zusammen mit Nia Vardalos auch das Drehbuch geschrieben - wie haben sich der Regisseur Tom Hanks und der Schauspieler Tom Hanks verstanden?

Hanks: „Naja, ich bin ja jeden Morgen mit Tom Hanks zur Arbeit gefahren. Man kann sagen, wir haben uns ein Auto geteilt. Und so konnten wir morgens immer schon besprechen, was am Set wichtig wird. Das Problem war aber, der Regisseur Tom Hanks hatte manchmal weniger Energie als der Schauspieler. Oder der Schauspieler war mal müder als der Regisseur. Da mussten wir uns kurz zusammensetzen, einen Kaffee trinken und die Sache ausdiskutieren. Und am Ende haben wir Zwei uns dann ziemlich gut verstanden.“

Die weibliche Hauptrolle spielt Julia Roberts. Wie war es, diesen Superstar als Regisseur rumkommandieren zu können?

Hanks: „Julia Roberts rumkommandieren, das ist ein ziemlich harter Job. Aber trotzdem hatten wir eine tolle Zeit. Wir haben ja schon einmal als Schauspieler in dem Film "Der Krieg des Charlie Wilson" zusammengearbeitet. Also wir wussten, dass uns das Spaß macht. Auch wenn ich dieses Mal als Regisseur mehr Druck hatte. Julia ist einfach die Beste, sie hat brillante Ideen. Wir haben sehr viel geredet, diskutiert und haben beide die Gegenwart des anderen wirklich genossen. Besser kann es zwischen zwei Hauptdarstellern eines Films ja nicht laufen.“

Ihr Filmheld war der Manager eines Supermarktes. Können Sie als Hollywood-Berühmtheit in Ihrem Privatleben eigentlich noch unbehelligt im Supermarkt einkaufen?

Hanks: „In Los Angeles kann man das. Wenn die Menschen wissen, dass man in der Stadt ist, geht das klar. Nur wenn man überraschend auftaucht, gibt es Tumult. In Los Angeles und auch in New York bin ich einfach der Typ aus der Nachbarschaft.“

Larry unterzieht sich im Film auch äußerlich einer Verjüngungskur. Haben Sie selbst Probleme mit dem Altern?

Hanks: „Ich mag das Älterwerden. Meine vier Kinder sind jetzt aus dem Haus - können Sie sich vorstellen, was das meiner Frau und mir an Freiheit zurückgibt? Wir können jetzt tun, was wir wollen. Das ist sensationell.“

Sie fahren im Film ziemlich halsbrecherisch Motorroller - haben Sie die Stunts selbst gemacht?

Hanks: „Motorroller fahren macht echt Spaß - auch wenn's schon mal gefährlich werden kann. Aber wir hatten ja Helme auf.“

Interview: Ronny Thorau und Elke Vogel, dpa