Jury-Präsident Tom Tykwer - vom Wuppertaler Amateur-Filmer zum Chef der Berlinale-Jury

Vom jugendlichen Amateurfilmer zum weltbekannten Regisseur, Autor und Produzenten: Tom Tykwer hat eine Bilderbuchkarriere gemacht. Der Wuppertaler drehte mit Stars wie Cate Blanchett, Dustin Hoffman und Tom Hanks.

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Berlin (dpa) - Der 1965 in Wuppertal geborene Tom Tykwer war schon als Kind, wie er es einmal nannte, „kinoverrückt“. Mit zehn, elf Jahren drehte er seine ersten Super-8-Filme, mit dreizehn arbeitete er als Filmvorführer. Gerade mal Anfang zwanzig, managte er ein Kino in Berlin. Als 27-Jähriger etablierte sich Tom Tykwer als Filmproduzent. „Die tödliche Maria“, sein 1993 herausgekommenes Debüt als Autor, Komponist und Regisseur eines abendfüllenden Spielfilms, heimste Kritikerlob und Jurypreise ein und machte ihn aus dem Stand zu einem der wichtigsten deutschen Filmkünstler.

In seinem gefeierten Erstling hat Tom Tykwer bereits das Thema beleuchtet, um das nahezu alle seine Spielfilme kreisen: die Liebe als Motor des Lebens. Besonders originell und unterhaltsam gelang ihm das 1998 in seinem dritten Kinospielfilm „Lola rennt“. Der komödiantische Actionthriller mit seiner damaligen Lebensgefährtin Franka Potente in der Hauptrolle wurde ein auch in finanzieller Hinsicht beachtlicher internationaler Hit.

Seitdem gehört Tom Tykwer zu den renommiertesten, auch beim großen Publikum bekannten europäischen Regisseuren. Künstlerischer Anspruch und Pragmatismus gingen bei ihm von Anfang an Hand in Hand. So gründete er 1994 zusammen mit Kollegen und Freunden die Produktionsfirma „X Filme Creative Pool“, der er bis heute als Gesellschafter angehört. Tykwer und andere Filmschaffende, wie Maria Schrader, Dani Levy und Wolfgang Becker, feiern mit ihren hier realisierten Projekten immer wieder große Erfolge.

Zu Tom Tykwers Erfolgsgeheimnis gehört neben seiner Leidenschaft für das Kino und seinem handwerklichen Können ganz sicher sein Gespür für die Interessen eines breiten Publikums. Das belegen Hits wie „Der Krieger und die Kaiserin“ (2000) mit Franka Potente und Benno Fürmann, „Heaven“ (2002) mit Cate Blanchett und Giovanni Ribisi oder „The International“ (2009) mit Clive Owen und Armin Mueller-Stahl.

Dem philosophisch grundierten Drama „Heaven“ kommt dabei eine besondere Rolle zu. Das Drehbuch stammt von dem 1996 verstorbenen polnischen Star-Regisseur Krzysztof Kieslowski. Tom Tykwer bekam das Projekt von US-amerikanischen Produzenten angeboten. Er hat die Regie, wie er in Interviews bekannte, auch deshalb übernommen, weil er dabei erstmals in eine andere als die eigene Art des Denkens eintauchen musste. „Diese Herausforderung wollte ich unbedingt annehmen“, sagte er. Und er hat sie mit Bravour gemeistert.

Die Anerkennung des Films, der 2002 die Berlinale eröffnete, spornte Tom Tykwer an, sich weiteren Herausforderungen zu stellen. Mit Erfolg. Herauszuheben sind seine Bestseller-Adaptionen „Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders“ (2006) mit Ben Whishaw und Dustin Hoffman, „Cloud Atlas“ (2012) mit Tom Hanks und Halle Berry sowie „Ein Hologramm für den König“ (2016), wieder mit Hollywoodstar Tom Hanks. Zuletzt wurde Tykwer für die 2017 gemeinsam mit Achim von Borries und Henk Handloegten realisierte deutsche TV-Serie „Babylon Berlin“ hoch gelobt.

Nach Werner Herzog im Jahr 2010 leitet mit Tom Tykwer erstmals wieder ein Deutscher die Berlinale-Jury. In einem Interview des Nachrichtenmagazins „Focus“ hat Tom Tykwer vor einigen Tagen bekannt, dass er „wilde und sperrige Filme“ vermisse. Und er betonte: „Letztlich sind es wir Filmemacher, die den Laden aufzumischen haben.“ Die Spannung ist groß, ob er und seine Mitstreiter, darunter die belgische Schauspielerin Cécile de France, den Mut zu „wilden und sperrigen“ Entscheidungen haben.