Auszeichnung für Maren Ade „Toni Erdmann“ ist bester europäischer Film
Breslau (dpa) - Die deutsche Tragikomödie „Toni Erdmann“ von Maren Ade ist als bester europäischer Film ausgezeichnet worden. Das gab die Europäische Filmakademie bei einer Gala in Breslau (Wroclaw) bekannt.
Damit ging die Trophäe für den besten Spielfilm erstmals nach zehn Jahren wieder nach Deutschland. Das Vater-Tochter-Drama „Toni Erdmann“ holte neben dem Hauptpreis vier weitere Auszeichnungen. Hauptdarstellerin Sandra Hüller wurde zur besten europäischen Schauspielerin gekürt. Der Österreicher Peter Simonischek, der im Film den „Toni Erdmann“ spielt, gewann die Trophäe als bester Schauspieler. Ade selbst wurde als beste europäische Regisseurin und Drehbuchautorin geehrt.
„Ich hoffe, es wird nicht langweilig mit uns...“, meinte Ade bei der Preisverleihung lachend. Ihr Film war bereits bei den Filmfestspielen in Cannes der große Favorit, ging dann aber überraschend leer aus. „Toni Erdmann“ erzählt von einer ehrgeizigen jungen Managerin und ihrem Alt-68er-Vater.
Der Italiener Gianfranco Rosi wurde für sein Werk „Seefeuer“ mit dem Preis für den besten europäischen Dokumentarfilm ausgezeichnet. Rosis erschütternder Film über das Flüchtlingssterben im Mittelmeer hat in diesem Februar bereits den Goldenen Bären der Internationalen Filmfestspiele Berlin gewonnen.
Der Film „Mein Leben als Zucchini“ des Schweizers Claude Barras wurde zum besten europäischen Animationsfilm gekürt. Barras erzählt in seiner Tragikomödie von einem Waisenjungen.
Ein Preisträger stand bereits fest: Ex-James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan wurde für seinen Beitrag zum Weltkino geehrt. Der 63-jährige Brosnan („Mamma Mia!“, „Survivor“) nahm die Auszeichnung sehr gerührt entgegen und meinte: „Diese Bestätigung für meine Arbeit könnte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen.“
Der französische Drehbuchautor Jean-Claude Carrière („Cyrano von Bergerac“, „Dieses obskure Objekt der Begierde“) ist von der Europäischen Filmakademie mit dem Preis für sein Lebenswerk geehrt worden. Die Laudatio auf den 85-jährigen Carrière hielt der deutsche Regisseur Volker Schlöndorff. Die beiden arbeiteten gemeinsam am Drehbuch von Schlöndorffs mit einem Oscar ausgezeichneten Film „Die Blechtrommel“.
Deutschland gewann den Europäischen Filmpreis zuletzt im Jahr 2006. Damals holte Florian Henckel von Donnersmarck mit dem Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ die Auszeichnung für den besten Spielfilm.
Die Preisstatue in Gestalt einer Frau in einem mit Europa-Sternen besetzten Kleid gilt als europäisches Pendant zum amerikanischen Oscar und ist in der Filmbranche heiß begehrt. Mehr als 1200 Gäste aus der Filmbranche waren zu der Filmpreis-Gala gekommen.