Mit 81 Jahren Trauer um Michael Ballhaus
Berlin/Los Angeles (dpa) - Filmschaffende weltweit haben mit Trauer und Bestürzung auf den Tod des Kamerakünstlers Michael Ballhaus reagiert.
Oscar-Preisträger Martin Scorsese (74), sein wohl engster künstlerischer Weggefährte, sprach von einem „schweren Verlust“, der deutsche Hollywood-Regisseur Wolfgang Petersen (76) von einem „unglaublichen Schock“.
Nach den Worten von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Deutschland einen großen Filmschaffenden verloren. „Michael Ballhaus war einer der größten Kameramänner der Filmgeschichte“, schrieb Steinmeier an die Witwe Sherry Hormann. „Er war Filmemacher im besten Sinne und ein herausragender Künstler. Er hat das kulturelle Leben weit über unser Land hinaus bereichert, und dafür werden wir ihm immer dankbar sein.“
Ballhaus war in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 81 Jahren in Berlin gestorben. Über Ort und Zeit der Beerdigung will die Familie gesondert informieren, wie der DVA Sachbuchverlag am Donnerstag mitteilte. Dort war Ballhaus' Autobiografie „Bilder im Kopf“ 2014 erschienen.
Das Land Berlin prüft derzeit, dem großen Sohn der Stadt ein Ehrengrab zu geben, wie der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) mitteilte. „Michael Ballhaus war unser fliegendes Auge in Hollywood“, so Müller. „Seine Kamera bescherte uns neue Sichtweisen und eine Nähe, die die Leinwand im Kino verschwinden ließ.“
Im vergangenen Jahr war der gebürtige Berliner bei der Berlinale mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Berlinale-Chef Dieter Kosslick erklärte am Donnerstag: „Michael Ballhaus war ein Kameramann, der seinen Regisseuren ein kongenialer Partner war und dessen Œuvre einzigartig ist. Er war ein großer Künstler, ein wunderbarer Mensch und langjähriger Freund.“
Der gebürtige Berliner hatte zusammen mit Rainer Werner Fassbinder den Neuen Deutschen Film geprägt und später in den USA mit Star-Regisseuren wie Martin Scorsese, Robert Redford, Francis Ford Coppola und Wolfgang Petersen gedreht. Berühmt machten ihn seine 360-Grad-Kamerafahrten. Drei Mal war er für einen Oscar nominiert.
Die Deutsche Filmakademie, deren Gründungs- und Ehrenmitglied er war, dankte Ballhaus für sein jahrelanges Engagement. „Es ließ uns teilhaben. An seinen Bildern, an seinem Wissen und seiner Leidenschaft für das Kino“, hieß es auf der Homepage der Akademie. „Wir werden ihn unendlich vermissen.“
Das Kino Babylon in Berlin will den Verstorbenen in einer vom 19. Mai bis 4. Juni laufenden Martin-Scorsese-Retrospektive ehren. Die beiden hatten zusammen sieben Filme gemacht - vom ersten Low-Budget-Film „After Hours“ (1985) bis zum 100 Millionen Dollar teuren Abschiedswerk „Departed“ (2006) mit Leonardo DiCaprio und Jack Nicholson. Alle werden im Babylon nochmals auf großer Leinwand zu sehen sein.
Scorsese sagte der Deutschen Presse-Agentur in den USA, er habe mehr als 20 Jahre lang mit Ballhaus eine „sehr kreative Partnerschaft und eine sehr enge, fortwährende Freundschaft“ gehabt. „Er war ein wunderbarer Mensch, der immer ein warmes Lächeln hatte, auch in den schwierigsten Situationen - jeder der ihn kannte, wird sein Lächeln in Erinnerung behalten.“
Auch Erfolgsregisseur Petersen reagierte erschüttert. Neben den „fantastischen Kamerabewegungen“ von Ballhaus habe er immer auch dessen „Magie mit dem Licht“ bewundert. „Da lag ein Zauber drin, wie er die Schauspieler enorm gut ins Licht setzen konnte und sie gut aussehen ließ“, sagte Petersen der dpa.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hatte bereits am Mittwoch ihr Beileid übermittelt. Sie nannte Ballhaus einen der „weltbesten Kameramänner“ und eine „große Künstlerpersönlichkeit“. Bayerns Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU) würdigte den Träger des Bayerischen Verdienstordens als einen „Meister der Kamera“.