„Trophäen-Buzz“ - Keine klaren Favoriten für Globes
Los Angeles (dpa) - Der Run auf die Filmtrophäen steht bevor, doch einen klaren „Frontrunner“ gibt es in dieser Preissaison nicht. Wenn am Donnerstag vor dem Morgengrauen in Beverly Hills die Golden-Globe-Kandidaten verlesen werden, sind Überraschungen garantiert.
Vor einem Jahr gab es mit dem Drama „Boyhood“ und der schrägen Komödie „Birdman“ klare Favoriten. Davor war es die „Gravity“- und „12 Years A Slave“-Saison, als diese beiden Filme früh in Führung gingen und am Ende auch viel Globe- und Oscar-Gold holten. Diesmal sind zig Anwärter im Rennen und der „Trophäen-Buzz“, das Getuschel über die Favoriten, ist damit umso spannender.
Drei vielversprechende Anwärter sind noch gar nicht im Kino, sie laufen erst zu Weihnachten in den USA an. Die Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence (25) meldet sich in „Joy - Alles außer gewöhnlich“ unter der Regie von David O. Russell als Single-Mutter zurück. Gleichzeitig schickt Quentin Tarantino in seinem Western „The Hateful Eight“ Stars wie Kurt Russell und Samuel L. Jackson in eine verschneite Einöde.
Auch Leonardo DiCaprio muss als verletzter Pelztierjäger in dem brutalen Rachethriller „The Revenant“ eisiger Kälte und hungrigen Bären trotzen. In dem Film des mexikanischen Oscar-Preisträgers Alejandro González Iñárritu („Birdman“) soll der Hauptdarsteller DiCaprio mit wenig Worten einen großen Auftritt hinlegen. Seine elfte Globe- und die sechste Oscar-Nominierung seien dem 41-jährigen Star damit sicher, prophezeien Hollywood-Insider. Vielleicht ist 2016 das Jahr, in dem DiCaprio seinen ersten Oscar entgegennimmt.
Das könnte auch auf den deutsch-irischen Schauspieler Michael Fassbender (38) zutreffen, der in „Steve Jobs“ als der Apple-Mitbegründer brillierte. Gute Chancen hat auch Eddie Redmayne (33) für seine Rolle als Transsexueller in „The Danish Girl“. Einen Oscar und einen Globe gewann der Brite zuletzt für seine Darstellung des Physikers Stephen Hawking in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“.
Bei den Drama-Darstellerinnen werden die Australierin Cate Blanchett (46, „Carol“), die Schwedin Alicia Vikander (27, „The Danish Girl“) und die irische Schauspielerin Saoirse Ronan (21, „Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten“) hoch gehandelt. Auch die US-Komikerin Amy Schumer (34) gilt mit „Dating Queen“ als Globe-Anwärterin. Denn im Gegensatz zu den Oscars wird bei den Globes nicht nur ein „Bester Film“, sondern zwei Preise in den Kategorien „Drama“ und „Komödie/Musical“ verliehen. Diese Dopplung gilt auch für die Hauptdarsteller.
So dürfte dem schwarzhumorigen Weltraumepos „Der Marsianer - Rettet Mark Watney“ mit Matt Damon eine Nominierung in der Komödien-Sparte sicher sein. Mit weltweiten Einnahmen von über 545 Millionen Dollar wäre das Science-Fiction-Abenteuer ein seltener Blockbuster unter den Preisanwärtern.
Die Bekanntgabe der Golden-Globe Nominierungen an diesem Donnerstag dürfte das Oscar-Rätselraten ein wenig erleichtern. Die am 10. Januar verliehenen Globes gelten als Barometer für die Oscar-Gala, die Ende Februar über die Bühne geht. Das traf in der vorigen Preissaison prompt auf die Haupt- und Nebendarsteller Eddie Redmayne, Julianne Moore („Still Alice“), J.K. Simmons („Whiplash“) und Patricia Arquette („Boyhood“) zu, die jeweils Gold bei den Globes und anschließend auch den Oscar holten.
Dabei sind die Preis-Gremien grundverschieden. Über die Globes entscheidet eine wenig bekannte Gruppe von knapp 100 internationalen Journalisten, die seit langem in Hollywood arbeiten. Die Oscars werden von rund 7000 Mitgliedern der renommierten Academy of Motion Picture Arts and Sciences vergeben.
Ein Globe-Gewinner steht vorab schon fest. Denzel Washington (60, „The Equalizer“, „Glory“) soll den Cecil B. DeMille-Ehrenpreis erhalten. Im vergangenen Januar hatte der Verband der Auslandspresse George Clooney (54) für sein Lebenswerk geehrt.